Journalist im Portrait

„Was mich zu Tode langweilt, sind aufgeblasene Nicht-Neuigkeiten!“

Doris Rasshofer, ab 1. Jänner 2010 Chefredakteurin des Marketingfachmagazins „Bestseller“, hat in ihrer Funktion als stellvertretende Chefredakteurin, gerade eine 200 Seiten dicke Sondernummer anlässlich des 30-Jahre-Jubiläums des im Manstein Verlag erscheinenden Titels fertig produziert und unters Volk gebracht.


1. Journalisten sind in der privilegierten Position, einen abwechslungsreichen Job auszuüben: Was gefällt Ihnen noch an Ihrem Beruf?

Es ist eine der wenigen Jobs auf dieser Welt, in dem ich jeden Menschen alles fragen darf, was mich interessiert – und mir auch fast jeder Mensch eine Antwort gibt. Neugierde, wissen Wollen, genau hinschauen, dieses Bedürfnis lässt sich nirgends so gut beruflich befriedigen als im Journalismus.

2. Wo viel Licht ist, ist meist auch viel Schatten: Was sind die Schattenseiten des Journalistenberufs?

Puh, ich weiß nicht, wie viele Nächte ich bis weit nach Mitternacht an irgendwelchen Geschichten gebastelt habe … aber es arbeitet sich nachts einfach am ruhigsten und konzentriertesten an großen Artikeln.

3. Was treibt Sie in Ihrem Beruf als Journalist an?

Das Gefühl zu haben, mit meinen Zeilen etwas verändern, zur Bewusstseinsbildung beitragen zu können, dem Leser etwas geben zu können, das er brauchen kann, das in seinem Kopf weiterarbeitet. Inspiration geben, Denkanstöße anbieten.

4. Wenn Sie Presseaussendungen zugeschickt bekommen, welche Themenfelder interessieren Sie da besonders und welche interessieren Sie überhaupt nicht?

Grundsätzlich interessiert mich alles, was einen neuen Aspekt in der Kommunikation im weitesten Sinne enthält, einen neuen Weg, einen neuen Denkansatz, eine schräge Idee. Alles, was ein kleiner Teil einer sich abzeichnenden Entwicklung sein könnte. Was mich zu Tode langweilt, sind aufgeblasene Nicht-Neuigkeiten.

5. Wie werden Sie im Berufsalltag am liebsten mit PR-Aussendungen, Informationen und Einladungen versorgt?

Per E-Mail, Facebook und Twitter

6. An welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit sind Sie in Ihrem Job am ehesten ansprechbar und wann sollte man Sie besser nicht kontaktieren?

Da ich eine schulpflichtige Tochter habe, bin ich meist eine der ersten in der Redaktion. Und ich bin auch kein Morgenmuffel 😉
Was ich nicht so leiden kann sind Pressemeldungs-Nachrufe, die mich abends am Handy beim Kochen erreichen. Die könnten nämlich warten.

7. Was können Sie in Zusammenhang mit PR-Agenturen gar nicht leiden?

Pressemeldungen, die ganz offenbar nicht einmal für meine Branche, die Kommunikationsbranche, relevant sind. Hausaufgaben machen!!!

8. Können Sie sich an einen Fall erinnern, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder PR-Stelle geärgert haben?

Ja, vor kurzem, als man offenbar den Themenplan für den nächsten Bestseller von unserem Anzeigenteam erhalten hat und mir dann per Mail lapidar vorschlug, ich könnte doch den Geschäftsführer von xy interviewen. Warum und zu welchem Thema er passen könnte, diese Gedanken sollte ich mir offenbar selber machen bzw. selbst recherchieren. Hallo? PR ist eine Dienstleistung am Journalisten, nicht anders herum.

9. Erinnern Sie sich auch an einen Fall, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder eine PR-Stelle gefreut haben?

Ja, nichts wie ungut, liebe Österreicher, aber es ist immer wieder eine Freude von einer Pressestelle in Deutschland etwas zu brauchen. Die sind wirklich auf zack. Da herrscht Professionalität. Die Kehrseite: wenn sie nein sagen zu einer Anfrage, heißt das nein.

10. Was zeichnet für Sie eine gute PR-Agentur oder einen guten PR-Berater aus?

Wenn er seine Hausaufgaben macht, die Medien kennt, eine sauber gepflegte Datenbank mit den richtigen Ansprechpartnern in der Redaktion hat, und mir Angebote macht, bei denen ich merke, dass er sich etwas dabei gedacht hat.

11. Worauf sollten PR-Agenturen Ihrer Ansicht nach ihr Hauptaugenmerk in Sachen Medienarbeit legen?

Spart Euch Eure Anrufmietzen, die Pressemeldungen hinterher telefonieren, ob wir sie eh erhalten haben und verwerten können. Man merkt ihnen nämlich ihre Ahnungslosigkeit und ihre Wurschtigkeit zu sehr an. Wenn eine Meldung für mich relevant ist springt sie mich in der Regel sowieso an.

12. Wie würden Sie Ihre Aufgabe bei „Bestseller“ charakterisieren?

Ich würde sagen, ich bin eine gute Ergänzung zu Chefredakteur Sebastian Loudon und in meinem Part für die gesellschaftsrelevante fein- und schöngeistige Themenfindung zuständig ist, der Seismopgraph in Sachen Zeitgeist und Veränderungen, und ich sorge meist für die inhaltliche Abrundung des gesamten Heftkonzeptes – diejenige, die mit nassen Händen den Knödel außen schön glatt macht, bevor er ins Wasser kommt.

13. Wofür steht der „Bestseller“ in wenigen Worten und was macht es als Medium unverwechselbar?

Ein Magazin für Gesellschaft und ihre Veränderung im Spiegel der Kommunikation

14. Wenn Sie nicht Journalist wären, welchen Beruf würden Sie dann gerne ausüben?

Ich wollte früher immer zur Kriminalpolizei. Wenn morgen allerdings alle Stricke reißen, geh ich auf eine Alm und werde Sennerin. Und danach schreib ich Bücher.

Ad personam

Beruflicher Werdegang: BWL-Studium an der FH Regensburg, Radio Charivari, PR-COM, Werbeagentur Factory, Journalistenschule Klett WBS, Manstein Verlag – dort seit zwei Jahren stellvertretende Chefredakteurin „Bestseller“, mit 1. Jänner 2011 Chefredakteurin von „Bestseller“

Geburtsdatum: 23. Oktober 1967

Hobbys: Wandern, Skifahren (Telemark) und Skitouren, Garteln, Freunde einladen, Lagerfeuer machen

Lieblingsort in Österreich: Mein Zuhause

Lieblingsort weltweit: Die Pampa, das ländliche Hinterland in jedem Land

Lieblingsautor: Gibt es nicht

Lieblingsgetränk: Als Bayerin ist das nun mal das Weizenbier

Lieblingsessen: Kässpatzen

Lieblingsfilm: „Die Päpstin“

Lieblingsschauspieler: Hm … vielleicht Tobias Moretti oder Nicolas Cage?

Kontakt: d.rasshofer@manstein.at


Doris Rasshofer avanciert mit 1. Jänner 2011 zur Chefredakteurin des Marketingfachmagazins „Bestseller“.

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