Wolfgang Fellner.Wolfgang Fellner selbst ist ein Grenzgänger und Harald Fidler heftet sich ihm mutig an die Fersen. Zwischen Dichtung, Wahrheit, lückenhafter Erinnerung, bewundernden und bösmeinenden Wegbegleitern destilliert Österreichs erster Medienjournalist ein Bild des Medienschaffenden.
Wolfgang Fellner war schon als Teenager Wolfgang Fellner, wie wir ihn heute kennen. Titelzeilen und Titelseiten-Architekturen des Rennbahn-Express ähneln denen von Österreich in erstaunlicher Weise. Gewinnspiele gab es schon bei einer Auflage von 10 Stück und vor Selbstbewusstsein strotzende Editorials über die eigenen Leistungen ebenso. Die Hingabe für die Aufgabe war ebenfalls schon da, als etwa der Rennbahn-Express in der Nacht noch gedruckt wurde und damit aktueller als manche Tageszeitung von einem Fussballspiel (Rapid siegt über Real Madrid) berichtete und auch an Erwachsene verkaufte.
Der zielorientierte Umgang mit Mitstreitern oder Ideengebern gehört bei solchen Lebensgeschichten wohl auch dazu, wohl teils aus Neid der Besiegten und teils aus kalter Berechnung des Siegers heraus.
Herausgekommen ist eine detallierte Dokumentation eines wichtiges Stückes österreichischer Mediengeschichte und das faszinierende Bild eines manisch vorantreibenden Machers, der den Kompromis nur vom Gegenüber kennt. Mit Genuss weist der Autor WoFe Erinnerungslücken oder verzerrte Darstellungen nach. Er lässt diese jedoch ohne Wertung stehen und überlässt es dem Leser, sich das Bild zusammenzufügen.
Das Buch ist flüssig geschrieben und erzeugt einen für Biographien eher ungewöhnlichen Sog weiterzulesen. Die Erzählweise lässt eine Nähe zu den handelnden Personen entstehen, die machmal einer Novelle gleicht und nicht einer Biographie, was das Buch streng genommen auch nicht ist.
Harald Fidler: „Österreichs manischer Medienmacher – Die Welt des Wolfgang Fellner“, Styria Verlag, 272 Seiten Hardcover, 24.95 Euro
ISBN: 978-3-222-13275-9