Journalist im Portrait

„Als Journalist habe ich die Möglichkeit die Spektralfarben dieser Welt kennen zu lernen.“

Florian Klenk ist stellvertretender Chefredakteur und Chef des Politikressorts bei der Wiener Stadtzeitung „Falter“. Im Mai wurde Klenk mit dem Alfred-Worm-Preis ausgezeichnet.

1. Journalisten sind in der privilegierten Position, einen abwechslungsreichen Job auszuüben: Was gefällt Ihnen noch an Ihrem Beruf?

Die Möglichkeit jeden Tag mit den ungewöhnlichsten Menschen zu sprechen und ihre Welten kennen zu lernen. Man spricht am Montag mit dem Kanzler und am Dienstag mit einer Prostituierten, am Mittwoch mit einem Gefängnisdirektor und dann mit einem italienischen Mafia-Staatsanwalt. Als Journalist habe ich die Möglichkeit, die Spektralfarben dieser Welt kennen zu lernen. Das ist das Wunderbare an diesem Beruf.

2. Wo viel Licht ist, ist meist auch viel Schatten: Was sind die Schattenseiten des Journalistenberufs?

Der Redaktionsschluss. Der Druck, einen Text abschließen zu müssen, obwohl man noch wochenlang recherchieren könnte. Die Schreibblockade.

3. Was treibt Sie in Ihrem Beruf als Journalist an?

Die Neugier und die Lust, die Widersprüchlichkeiten unserer Gesellschaft aufzuspüren und zu dokumentieren

4. Wenn Sie Presseaussendungen zugeschickt bekommen, welche Themenfelder interessieren Sie da besonders und welche interessieren Sie überhaupt nicht?

Mich interessiert alles, was interessant, neu und widersprüchlich ist. Mich interessieren keine schlecht geschriebenen PR-Texte.

5. Wie werden Sie im Berufsalltag am liebsten mit PR-Aussendungen, Informationen und Einladungen versorgt?

Exklusiv und im anonymen Kuvert mit Rückruf-Nummer. Die Flut an PR-Mails wandert ungelesen in den Trash-Ordner.

6. An welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit sind Sie in Ihrem Job am ehesten ansprechbar und wann sollte man Sie besser nicht kontaktieren?

Wenn mein Handy aufgedreht ist.

7. Was können Sie in Zusammenhang mit PR-Agenturen gar nicht leiden?

Den Satz: „Haben Sie unsere E-Mail erhalten“ und die Ansprache „Lieber Medienpartner!“

8. Können Sie sich an einen Fall erinnern, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder PR-Stelle geärgert haben?

Die Geschäfte der Agentur Hochegger in der Affäre Grasser fordern mich besonders heraus.

9. Erinnern Sie sich auch an einen Fall, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder eine PR-Stelle gefreut haben?

Die Selbstanzeige von Peter Hochegger bei der Finanz

10. Was zeichnet für Sie eine gute PR-Agentur oder einen guten PR-Berater aus?

Wenn sie Respekt vor unabhängigem Journalismus hat. Wenn sie die Fähigkeit aufbringt, zwischen redaktioneller Unabhängigkeit und PR-Geschäft unterscheiden zu können.

11. Worauf sollten PR-Agenturen Ihrer Ansicht nach ihr Hauptaugenmerk in Sachen Medienarbeit legen?

Sie sollten keine redaktionelle Berichterstattung zu erkaufen versuchen. Damit zerstören sie die Zeitungen – und letztlich ihr eigenes Geschäft.

12. Wie würden Sie Ihre Aufgabe beim „Falter“ charakterisieren?

Ich bin stellvertretender Chefredakteur und Chef des Politikressorts. Den Rest sollen meine Kollegen beschreiben.

13. Wofür steht der „Falter“ in wenigen Worten und was macht ihn als Medium unverwechselbar?

Er ist nicht käuflich. Er ist unabhängig. Er ist fair und investigativ. Er bietet Service und kritische Berichterstattung. Er bekennt sich zum Text und zum Papier.

14. Wenn Sie nicht Journalist wären, welchen Beruf würden Sie dann gerne ausüben?

Ich würde gerne als PR-Berater eines bösen Konzerns die besten Journalisten einseifen und kaufen und dann darüber ein Buch schreiben.

Ad personam

Beruflicher Werdegang: Studium der Rechtswissenschaft in Wien und den Niederlanden. Journalistenschule in Wien.

Geburtsdatum: 23. Juni 1973

Hobbys: Schreiben, Spazierengehen

Lieblingsort in Österreich: eine Hängematte unter einem Obstbaum

Lieblingsort weltweit: eine Hängematte unter einer Palme

Lieblingsautor: Karl Markus Gauß

Lieblingsgetränk: Thermoskannenkaffee

Lieblingsessen: Schokolade

Lieblingsfilm: (in jüngster Zeit) „Revanche“

Lieblingsschauspieler: Karl Heinz Grasser

Kontakt: klenk@falter.at

„Falter“-Redakteur Florian Klenk wurde kürzlich mit dem Alfred-Worm-Preis ausgezeichnet: „Der Falter ist nicht käuflich. Er ist unabhängig. Er ist fair und investigativ. Er bietet Service und kritische Berichterstattung. Er bekennt sich zum Text und zum Papier.“

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