Redakteur 2.0.Die Agentur ikp und das Fachmedium „Der Österreichische Journalist“ präsentierten eine Studie zur Nutzung von Facebook & Co.
Der Hype um Facebook, MySpace, YouTube & Co hat auch die österreichischen Journalisten voll erfasst: Im Schnitt sind 82 Prozent der Kommunikationsexperten auf Social Media Plattformen registriert. Damit liegen die Medienprofis in ihrem Nutzungsverhalten deutlich über dem österreichischen Durchschnitt von 69Prozent. Die PR-Agentur ikp (www.ikp.at) und die Fachzeitschrift „Der Österreichische Journalist“ (www.journalist.at/) haben über 500 österreichische Journalisten, PR-Profis und Kommunikationsverantwortliche über ihren persönlichen Gebrauch von Social Media Plattformen befragt. Die Ergebnisse der Umfrage zeigen auf, dass sich unter den gängigen Web 2.0 Plattformen zwei Big-Player herauskristallisiert haben: Über zwei Drittel (69 Prozent) der österreichischen Kommunikationsprofis nutzen Xing, der Branchenprimus ist jedoch Facebook – 79 Prozent der Befragten sind dort mit einem Profil vertreten. Twitter liegt mit 30 Prozent weit abgeschlagen dahinter, gefolgt von YouTube (27 Prozent) und der „VZ-Gruppe“ (Mein VZ, Studi-VZ, Schüler-VZ) mit 17 Prozent. Die Schlusslichter bilden MySpace mit 13 Prozent und LinkedIn mit 10 Prozent. „Facebook ist das Paradebeispiel eines Mitmach-Webs“, so Peter Hörschinger, Geschäftsführer von ikp Wien, bei der Vorstellung der Studienergebnisse. „Diese Plattform wird nicht nur von den meisten Befragten genutzt, sondern vor allem auch am häufigsten aufgesucht: 81 Prozent der Medienprofis sind mehrmals wöchentlich auf Facebook aktiv.“
Blogs werden eher selten genutzt
Die Blogosphäre wird hingegen von Journalisten und Kommunikationsprofis noch deutlich weniger genutzt: Nur ein Viertel der Befragten beobachtet Blogs, immerhin 16 Prozent sind selbst als Blogger aktiv. An gut zwei Drittel der Befragten (68 Prozent) gehen Weblogs eher spurlos vorbei. „Hier ist noch einiges an Potenzial für professionelle Kommunikation gegeben. PR hat immer schon auch eine Zuhör-Funktion gehabt. Das Social Web bietet hier bisher kaum gekannte Möglichkeiten. Daher empfehlen wir auch allen Unternehmen als Einstieg in Social Media Aktivitäten als erstes eine ausführliche Zuhör-Phase, um sich schlau zu machen, welche Themen, Botschaften und Akteure für das eigene Unternehmen bzw. Produkt relevant sind“, so Hörschinger. Noch nicht einmal ein Zehntel der Blogger (6 Prozent) wurde bisher in irgendeiner Form kontaktiert, um über bestimmte Themen oder Produkte zu berichten. Dabei würden diese damit je nach Thema wie mit normalen Medieninformationen umgehen!
Microblogging als Newspool der Zukunft
„Besonders Twitter wird zunehmend auch zur Nachrichtenquelle, wie 2009 die Ereignisse in Teheran und Mumbai gezeigt haben, denn eine schnellere Möglichkeit zu erfahren, dass irgendwo ein größeres Ereignis eingetreten ist, gibt es nicht“, berichtet Blogging-Experte und Social Software-Entwickler Helge Fahrnberger im Rahmen der Präsentation der Studienergebnisse von seinen Erfahrungen mit sozialen Netzwerken. „Blogs, Twitter und Co haben enormes Mobilisierungspotential“, meint Fahrnberger und führt das Beispiel der Studentenproteste an, die sich von Wien aus via Social Media in ganz Europa verbreiteten. „Aus einer kleinen Böe wird ein Sturm, von dem dann auch die Printmedien berichten. Ich rate allen Kommunikationsfachleuten, neugierig und offen an soziale Netzwerke heranzutreten, denn hier liegt die Zukunft der Kommunikation.“ Obwohl Twitter die breite Masse nicht wirklich anspricht, spielt die Plattform bei der Gruppe der „Onliner“ (50 Prozent) und Blogger (51 Prozent) eine wichtige Rolle. Twitter wird von diesen Nutzern oft als zusätzliches Sprachrohr und sogar als Blog-Ersatz genutzt. Erstaunlich: Während in der österreichischen Bevölkerung Twitter verstärkt die 20- bis 29-Jährigen anspricht, ist es unter Kommunikationsfachleuten vorrangig die Gruppe der 40- bis 50-Jährigen, die bei Twitter vertreten ist. Weitgehend resistent gegen den „Zwitscher-Hype“ scheinen die Umfrage-Teilnehmeren aus Tageszeitungen (12 Prozent) und dem Magazinbereich (17 Prozent) zu sein.
Privat bei Facebook, beruflich bei Xing
Facebook nutzen in erster Linie TV- und Radio-Journalisten (89 Prozent) sowie Tageszeitungs-Journalisten ( Prozent), bei Xing sind vor allem Befragte aus Unternehmen (88 Prozent) und Agenturen (86 Prozent) mit ihrem Profil vertreten. „Differenziert man die Art der Nutzung, stellt sich heraus, dass Xing verstärkt berufsmäßig eingesetzt wird, während Facebook eher privat gebraucht wird. Über die Hälfte der Befragten hat allerdings angegeben, Facebook sowohl beruflich als auch privat zu nutzen – der ‚alternierende’ Einsatz von Social Media scheint im Vormarsch zu sein“, so Hörschinger. „In Zukunft wird die Trennung zwischen der beruflichen und der privaten Nutzung von Plattformen verschwimmen, zwischen der reinen Privatsphäre und den rein beruflichen Kontakten gibt es eine breite ‚soziale Sphäre’, und genau hier spielt sich das Social Web-Geschehen ab“, bestätigt auch Fahrnberger. Der primäre Nutzen sozialer Netzwerke liegt in der Pflege und Erweiterung des eigenen Netzwerks (60Prozent). Immerhin 22 Prozent wollen in Online-Netzwerken „eigene Leistungen präsentieren“, 16 Prozent erwarten sich Kontakte zu möglichen neuen Arbeitgebern und 7 Prozent wollen via Social Networks neue Aufträge akquirieren. Den Kontakt zu Lesern, Hörern bzw. Sehern suchen v.a. Redakteure von TV, Radio, Magazinen und Online-Angeboten. „Künftig erwarten die meisten auch einen stärkeren Einfluss sozialer Netzwerke auf Reichweite und Leserstruktur, redaktionelle Inhalte, redaktionelle Abläufe und Wirtschaftlichkeit“, so Hörschinger. „Interessant ist auch die Tatsache, dass es soziale Kontakte sind, die die Kommunikationsprofis überhaupt erst ins Social Web bringen: 74 Prozent der Befragten sind durch den Hinweis von Freunden und Bekannten auf die Plattformen gestoßen.“