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Litigation PR Seminar der FG Werbung Wien

Fachgruppe Werbung Wien lud seine Mitglieder zum Seminar.Tempo zählt bei juristischen Sachverhalten am meisten. Prozesse, Erhebungen, Einvernahmen und Urteile sind präsenter in allen Ressorts der Medien denn je, so Alfred Autischer (gaisberg PR) und Anwalt Gerald Ganzger beim Seminar Litigation PR.
Die mediale Aufmerksamkeit ist unvergleichlich höher, als noch vor 10 Jahren. Geschätzte 20 % der Society-Berichterstattung ist über gerichtliche Themen. Rainer Fleckl vom Kurier ist mit seinen juristisch relevanten Aufdecker-Stories über Doping im Sport zum Journalisten des Jahres geworden und selbst die Urteile von privatrechtlichen Sportgerichtshöfen werden breit berichtet. Im Bereich der Wirtschaft ist die Dominanz juristischer Sachverhalte noch dominanter. So Dr. Alfred Autischer (gaisberg) und Dr. Gerald Ganzger beim Seminar für Mitglieder der Fachgruppe Werbung Wien (www.werbungwien.at).

Jede SOKO hat drei Sprecher

Auch das Kommunikationsverhalten von Behörden und Gerichten hat sich massiv verändert. Sie legen ihre Informationspflicht auch in nicht unproblematischer Weise offensiv aus und so ist es üblich, dass auch ein noch nicht einmal Beschuldigter von den Vorerhebungen aus den Medien erfährt und nicht von Amts wegen, so Ganzger.

Nach dem Holmes Report nehmen 42 % der Menschen mit der Veröffentlichung von staatsanwaltlichen Vorerhebungen schon eine Schuld des Betroffenen an. Sollte dieser Schweigen oder Leugnen, steigt die Einschätzung noch weiter auf 51 bzw. 64 %, so Autischer.

Deswegen ist die erste Maxime Geschwindigkeit in der Reaktion, die jedoch überlegt sein sollte, denn die Rollenverteilung in öffentlich wahrgenommenen Verfahren ist immer die gleiche, die für alle Involvierten gilt. Entweder man ist der Gute, der Böse, das Opfer oder der Experte. Die Kommunikationsstrategie muss zur Rolle passen, um die richtige Wirkung zu haben.

Im Unterschied zu den USA, wo Litigation PR das Ziel hat, das Verfahren, den Richter und vor allem die Geschworenen zu beeinflussen und über medialen Druck einen günstigeren außergerichtlicheren Vergleich zu erreichen, liegt das Ziel in Österreich vor allem ein Deutungsgleichgewicht herzustellen. Die intensive Kommunikation von Behörden und Gerichten gepaart mit dem öffentlichen Interesse an einem Fall führt zu einer jedenfalls nachteiligen Situation für die Beteiligten, selbst wenn sie gar nicht Beschuldigte sind.

Der Satz „es gilt die Unschuldsvermutung“ kommt einem öffentlichen Urteil gleich. So definiert Autischer die Litigation PR als „strategische Kommunikation bei Rechtsstreitigkeiten im Dialog mit Mitarbeitern, Anlegern, Politikern, Kunden, Medien und Familie.“

Während die allgemeine Krisenkommunikation eher kurzfristig auftritt, ist Litigation PR allein durch die Dauer von Verfahren deutlich langfristiger angelegt. Die wesentlichste Aufgabe des Kommunikationsberaters ist es hier mit den Anwälten zu reden und das Verständnis für die kommunikative Seite eines Verfahrens zu fördern, die in der anwaltlichen Betrachtung oftmals unterschätzt wird.

Nie das Gesicht eines Skandals werden

Gerade bei großen und umfassenden Skandalen gibt es auch eine Vielzahl von Involvierten. Hier ist die größte Bedeutung – egal in welcher Rolle – nicht das Gesicht eines Skandals zu werden. Während die Hypo weit weg im Süden liegt und schwer für nicht Finanz-Profis zu verstehen ist, ist Wolfgang Kulterer leicht als Gesicht zu merken. So ist auch Helmut Elsner im Bawag-Prozess als einer von neun Angeklagten auch aufgrund seiner Kommunikation zur zentralen Person geworden, die jeder kennt. Auch ohne jegliche Hintergründe des Verfahrens zu wissen.

Komplexe Sachverhalte machen die mediale Berichterstattung schwierig und für den Leser schwer verständlich. Demnach sinkt das mediale Interesse. Falls jedoch leicht begreifbare „Stories“ auftauchen, werden die sehr schnell und breit gebracht und festigen die öffentliche Meinung. So kennt jeder die Geschichte, ob wahr oder falsch, dass Elsner den Privatjet auf den Azoren landen liess, um mit dem Hund Gassi zu gehen. Ähnliches galt für die viellecht verschwundenen Leasing-Yachten der Hypo in Kroatien, die den Skandal begreifbar machten.

Von Anwalt Dr. Gerald Ganzger Lansky, Ganzger und Partner – einem ausgewiesenen Spezialisten im Medienrecht und Dr. Alfred Autischer Agentur Gaisberg als Naturtalente in der Litigation PR dargestellt wurden aber auch Ruth Elsner und die nackte Staatsopern-Ballerina. Erstere hat es alleine geschafft ihren Mann in der öffentlichen Wahrnehmung von der Rolle des Bösen in die des Opfers zu bringen. Auch die mediale Kampagne der Ballerina, die ohne Genehmigung Photos in der Staatsoper von sich machen liess, und ihre Entlassung rückgängig machen konnte, ist für PR-Profis ein Beispiel für erfolgreiche Litigation PR.

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