Deutsche Marken des Jahrhunderts.Der Herausgeber ist selbst eine personifizierte Marke – Langenscheidt – das zweisprachige Wörterbuch, das auch nicht in der Liste fehlt. Somit passt er perfekt für ein Kompendium, das fast alle deutschen Marken, die die letzten gut 100 Jahre bestimmt haben, auflistet und präsentiert.
Der dicke schön gebundene Bildband passt zur Präsentation von Marken. Jede hat eine Doppelseite mit rechts einem Bild und links dem Text – wie es Anzeigenregeln vorschreiben. Doch die Bilder wirken besser, als die üblichen Inserate, sind sie doch in einheitlichem Stil photograhierte Produkte. Unkörperlichen Marken, wie DHL (US-Marke im Besitz der Deutschen Post) bleibt immerhin das Logo. Die Firmenfarben bestimmen auch den Hintergrund der Seite.
Die vertretenen Marken mussten nicht alt sein, womit das Werk auch eine gewisse Aktualität zeigt. DDR-Marken sind gefühlsmäßig unterrepräsentiert. So findet sich unter Rotkäppchen etwa nicht der Sekt aus dem Osten, sondern der Camembert aus dem Westen. Insgesamt wurde auf Wettbewerberneutralität gesetzt und somit nur eine Marke pro frei gewählter Produktkategorie gewählt – wohl die stärkste, auch wenn die Unterschiede nicht immer so deutlich sind. NUK als den Schnuller zu sehen ist naheliegend, beim Autokindersitz ist Storchenmühle knapper gefolgt von den Mitbewerbern. Auch für Deutschland kleine Betriebe, die bei uns wenig bekannt sind, wie der Bettenhersteller Schramm kommen zu Ehren. Die Liste ist aber nicht rein auf deutsche Unternehmen beschränkt. Auch internationale Produkte, die in Deutschland große Bekanntheit haben, kommen zu Ehren.
Wesentlich spannender sind die leicht lesbar und locker geschriebenen Geschichten auf jeder linken Seite. Der gleiche Platz für alle führt zu einer interessanten Reduzierung des Inhaltes, der wenig auf eine Ansammlung von Daten, als auf die Hintergründe der Marken Wert legt. Damit wird dem System Marke besser entsprochen, als es „harte“ Fakten könnten. Spannend ist auch das Nebeneinander von Marken, die ganze Unternehmen repräsentieren (Montblanc oder Bree) und Produktmarken, wie die Schmerzsalbe Mobilat oder Miracel Whip (Salatcreme von Kraft) und Marken, wie www.mobile.de.
Eine interessante und unterhaltsame Sammlung zur Erweiterung des Marken- und Marketing-Horizontes. In der 16. Auflage schon selbst ein Standard geworden. Ebenfalls vom Herausgeber die deutschen Industriemarken des Jahrhunderts.
Florian Langenscheidt (Hg.): Deutsche Standards – Marken des Jahrhunderts, Verlag Gabler, 608 Seiten in Farbe, gebunden, 78 Euro
www.marken-des-jahrhunderts.de