„profil“-Journalist Michael Nikbakhsh wurde 2008 vom Branchenblatt „Der Österreichische Journalist“ zum „Journalisten des Jahres“ gekürt. Nikbakhsh habe sich 2008 vor allem mit nationalen Themen hervorgetan und liefere einen hohen Exklusiv-Output, attestierte die Jury aus 28 Chefredakteuren und Medienjournalisten.
1. Journalisten sind in der privilegierten Position, einen abwechslungsreichen Job auszuüben: Was gefällt Ihnen noch an Ihrem Beruf?
Einmal abgesehen davon, dass ich wirklich gern recherchiere und schreibe: Als „profil“-Journalist hat man jeden Tag aufs Neue die Gelegenheit, mit sehr klugen Menschen in und außerhalb der Redaktion zu kommunizieren.
2. Wo viel Licht ist, ist meist auch viel Schatten: Was sind die Schattenseiten des Journalistenberufs?
Man kann sich die Gesprächspartner nicht immer aussuchen. Wenn dumme Menschen fliegen könnten, dann könnte ich vom Schreibtisch aus einen Flugplatz betreiben.
Was treibt Sie in Ihrem Beruf als Journalist an?
Der hehre Gedanke, die Welt ein bisschen besser zu machen. Gelingt freilich nur bedingt, wie man sieht.
4. Wenn Sie Presseaussendungen zugeschickt bekommen, welche Themenfelder interessieren Sie da besonders und welche interessieren Sie überhaupt nicht?
Es gibt vorderhand keine uninteressanten Themenfelder. Es gibt nur leider viel zu viele uninteressante und folglich entbehrliche Presseaussendungen. Das liegt wiederum hauptsächlich daran, dass die Verfasser oftmals keinen Schimmer haben, was sie da verbreiten.
5. Wie werden Sie im Berufsalltag am liebsten mit PR-Aussendungen, Informationen und Einladungen versorgt?
Via E-Mail. Oder Telefon. Aber nicht notwendigerweise beides auf einmal.
6. An welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit sind Sie in Ihrem Job am ehesten ansprechbar und wann sollte man Sie besser nicht kontaktieren?
Ich kann es mir nicht leisten, Informationen vorderhand abzulehnen. Daher bin 24 Stunden sieben Tage die Woche ansprechbar. Was nicht heißt, dass ich immer bei bester Laune anzutreffen bin.
7. Was können Sie in Zusammenhang mit PR-Agenturen gar nicht leiden?
„Haben Sie die Einladung zu unserer Pressekonferenz/-Reise/-Gala erhalten? Werden Sie teilnehmen? Und warum nicht?“ oder: „Wir hätten da einen Exklusiv-Interviewtermin mit unserem Kunden, für den wir neben profil nur noch eine Tageszeitung und die APA vorgesehen haben“ oder auch: „Wir freuen uns über Ihre Berichterstattung und ersuchen um Übermittlung eines Belegexemplars.“
8. Können Sie sich an einen Fall erinnern, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder PR-Stelle geärgert haben?
Ohja und wie. In bald 20 Berufsjahren kommt da einiges zusammen. Zu gerne würde ich jetzt zwanglos hinhauen, aber da steht mir meine Erziehung im Weg.
9. Erinnern Sie sich auch an einen Fall, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder eine PR-Stelle gefreut haben?
Wie meinten Sie eingangs so treffend? Wo Licht ist, ist auch Schatten. Das trifft natürlich umgekehrt auch zu.
10. Was zeichnet für Sie eine gute PR-Agentur oder einen guten PR-Berater aus?
Verständnis der Materie, Instinkt, Diskretion, Verlässlichkeit – und eine wirklich dicke Haut.
11. Worauf sollten PR-Agenturen Ihrer Ansicht nach ihr Hauptaugenmerk in Sachen Medienarbeit legen?
Medium ist nicht Medium. Nicht alles, was sich eine Presseaussendung tarnt, ist auch gleich eine „profil“-Story. Der immer wieder beobachtete Versuch, Redaktionen nach dem Gießkannenprinzip zuzuschütten, zeugt letztlich nur von grober Unkenntnis der Branche und ihrer Mechanismen.
12. Wie würden Sie Ihre Aufgabe beim „profil“ charakterisieren?
Auf dem Papier leite und koordiniere ich das Wirtschaftsressort. Zusammen mit meinen verdienten Kollegen Andrea Rexer und Josef Redl decken wir ein möglichst breites Spektrum ab – mit besonderem Fokus auf investigativer Wirtschaftsberichterstattung. Heißt im Gegenzug: Kein Ankündigungs-, Termin- oder Verlautbarungsjournalismus. Was die Arbeit mit den bestimmten PR-Agenturen nicht eben erleichtert.
13. Wofür steht „profil“ in wenigen Worten und was macht es als Medium unverwechselbar?
„profil“ ist als Nachrichtenmagazin unabhängig, unbestechlich und liberal, tritt ein für Demokratie und Freiheit und wendet sich gegen jede Form von Extremismus und Totalitarismus – und dahinter steht eine unverwechselbare Redaktion, die mit Abstand beste und engagierteste, für die ich je arbeiten durfte.
14. Wenn Sie nicht Journalist wären, welchen Beruf würden Sie dann gerne ausüben?
Wanderprediger.
Ad personam
Beruflicher Werdegang: Baccalauréat (Matura) am Lycée Francais de Vienne 1989, anschließend mehrere nicht finalisierte Studienanläufe (Medizin, Dolmetsch, Handelswissenschaften)
1990 bis 1992 Volontariate bei „Salzburger Nachrichten“, „Die Presse“ und „Option“
1992 bis 1995 Wirtschaftsredakteur „Salzburger Nachrichten“
1995 bis 1996 Wirtschaftsredakteur „WirtschaftsWoche Österreich
1997 bis1998 Wirtschaftsredakteur „trend“
1998 bis 1999 Wirtschaftsredakteur „Format“
seit 1. November 1999 Wirtschaftsredakteur „profil“
seit 1. Dezember 2004 Leiter des „profil“-Wirtschaftsressorts.
Geburtsdatum: 20. Juli 1970, also auf den Tag genau ein Jahr nach der angeblichen Mondlandung, sofern das für Verschwörungstheoretiker von Belang ist.
Hobbys: Ja. Wechseln zwar, haben aber im weitesten Sinne ausnahmslos mit Schmerzen zu tun.
Lieblingsort in Österreich: Mein Schreibtisch.
Lieblingsort weltweit: Barcelona.
Lieblingsautor: Der Älterere meiner beiden Neffen. Er wird fünf.
Lieblingsgetränk: So gut wie alles, das sich aufgießen lässt.
Lieblingsessen: So gut wie alles, das nicht im eigenen Saft schwimmt.
Lieblingsfilm: „Natural Born Killers“ (1994)
Lieblingsschauspieler: Mein Hund
Kontakt: nikbakhsh.michael@profil.at
„profil“-Journalist Michael Nikbakhsh wurde 2008 vom Branchenblatt „Der Österreichische Journalist“ zum „Journalisten des Jahres“ gekürt. Sein Lieblingsschauspieler ist … sein Hund.