Neue Regional-Medien-Macht .Die unter dem Hermann Petz sehr expansive Moser Holding setzt nach der Gründung des Gratiszeitungs-Ringes gemeinsam mit der Styria noch einen nächsten Schritt und fusioniert vollständig mit der Styria.
Die Kooperation bei den kostenlosen Regionalmedien lief offensichtlich so gut, dass man bereit für mehr war. In Zeiten der Anzeigenflaute erzeugt der Druck auf die Medienhäuser eine naheliegende Tendenz zum Zusammenrücken. Bei der Fussball-EM wurde mit einem gemeinsamen Fussball-Sonderheft – noch in größerer Regionalgruppe – geübt. Der Gratiszeitungsring von Moser Holding und Styria, unter freundlicher Assistenz in Vorarlberg, war die Verlobungsphase, der die Hochzeit folgt. Angesichts dessen, dass sich die Protagonisten seit langem kennen und in diversen Gremien regelmäßig aufeinandertreffen und der langsamen Annäherung der Unternehmen, scheint tatsächlich nur mehr das Kartellgericht im Weg zu stehen.
Als Gegenspieler steht vor allem die deutlich auf Platz 3 der größten Medienunternehmen verwiesene Mediaprint da, der man jedoch gewisse Auflösungstendenzen nicht absprechen kann. Jedenfalls kommt der Branchenprimus Kronen Zeitung nochmals unter Druck, was hier jedoch Patriarch Dichand sogar helfen könnte die westdeutsche Entscheidungsfreude noch weiter zu erhöhen.
In Krisenzeiten werden immer die Karten neu gemischt und wer jetzt seine Hausaufgaben macht, wird in der (schon naturgesetzlich) kommenden Aufschwungphase profitieren. Horst Pirker ist schon seit vielen Jahren als erfolgreicher Architekt eines Medienkonzernes überregionaler Bedeutung tätig. In Österreich ist er nun eindeutig der Primus, gerade noch überflügelt vom ORF. Rechnet man Die Presse und das Wirtschaftsblatt sowie die internationalen Beteiligungen noch hinzu liegt der ORF in Schlagdistanz. Unter dem Gesichtspunkt erhält der umkämpfte „öffentliche Auftrag“ des ORF und die von den Printmedien gewollte Einschränkung im Online-Bereich noch eine weitere Facette.
Pirker sendet sogar noch eine Einladung an weitere regionale Medienunternehmen zur Kooperation gegen „die aus Wien weit in die Bundesländer weit hineinreichenden Medien“.
Kommunikationsprofis sehen sich hier einer österreichischen und regionalen Macht gegenüber, an der man schwer vorbeikommt. Die redaktionelle Kooperation – sprich Gleichschaltung von Artikeln in mehreren Medien -, die es jetzt schon zwischen Kleiner Zeitung und TT gibt, wird weiter steigen. Das stimmt im Sinne der Meinungsvielfalt traurig und erschwert den Job der PR-Profis. Mit dem nächsten Aufschwung steigt aber wohl auch die Lust auf neue Medienprodukte.