Journalist im Portrait

„Du bist immer nur so gut wie deine nächste Exklusivstory!“

Sylvia Margret Steinitz löste Daniela Schuster mit August 2010 an der Spitze der „Wienerin“ ab. Steinitz kennt die „Wienerin“ wie ihre eigene Westentasche, begann sie ihre journalistische Laufbahn 1995 doch genau dort als Leiterin des Ressorts „Menschen“.

1. Journalisten sind in der privilegierten Position, einen abwechslungsreichen Job auszuüben: Was gefällt Ihnen noch an Ihrem Beruf?

Die Möglichkeit, stellvertretend für die Leserschaft neue Dinge auszuprobieren, Menschen zu treffen und mitzuhelfen, unsere Welt ein Stück weit zu erklären.

2. Wo viel Licht ist, ist meist auch viel Schatten: Was sind die Schattenseiten des Journalistenberufs?

Als Journalist ist man im Grunde immer im Dienst. Ein Journalist aus Leidenschaft kann allerdings gar nicht anders: Du bist immer nur so gut wie deine nächste Exklusivstory, und das treibt einen an.

3. Was treibt Sie in Ihrem Beruf als Journalist noch an?

Der Wunsch, für die Leserinnen und Leser das Beste aus Menschen, Ereignissen und Geschichten herauszuholen und damit ihr (und mein!) Leben wahlweise informativ oder unterhaltsam zu bereichern

4. Wenn Sie Presseaussendungen zugeschickt bekommen, welche Themenfelder interessieren Sie da besonders und welche interessieren Sie überhaupt nicht?

Alle Felder, die mein Magazin berühren – das bestimmen zu können, bedarf einer Auseinandersetzung mit der Publikation, für die ich arbeite. Wie das Zwischenpumpwerk der Hauptkläranlage Wien funktioniert, wurde mir zwar auch schon verraten und ist bestimmt spannend, interessieren tut es mich jedoch nicht wirklich.

5. Wie werden Sie im Berufsalltag am liebsten mit PR-Aussendungen, Informationen und Einladungen versorgt?

Dort, wo es tatsächlich um für die Chefredaktion relevante Bereiche geht, gerne per E-Mail, Veranstaltungs-Einladungen bekomme ich immer noch am liebsten per Post. Generell ist eine Aussendung besser bei den jeweiligen Ressortleiterinnen aufgehoben. Bei wirklich großen Themen, bei denen der CR-Einsatz nötig ist, finde ich ein E-Mail der Agentur-/Projektleitung mit Basis-Infos und der Bitte um Rückruf gut. Die Bestimmung, ob ich dieser Bitte nachkomme oder die Information doch an die Ressorts weiterleite, treffe ich gerne selbst.

6. An welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit sind Sie in Ihrem Job am ehesten ansprechbar und wann sollte man Sie besser nicht kontaktieren?

Dienstag bis Freitag von 10 bis 17 Uhr sollte ok sein, bzw. kann man um Rückruf ersuchen. Schlussproduktionszeit ist jeweils in der zweiten Woche des Monats, da hat es wenig Sinn.

7. Was können Sie in Zusammenhang mit PR-Agenturen gar nicht leiden?

Wenn die Mitarbeiter besagter Agenturen ihre Hausaufgaben nicht gemacht haben – d.h. ihre Adressverteiler schlecht gepflegt sind und ich mit Presseinformationen zu Themen, die mein Magazin nun wirklich nicht betreffen, zugemüllt werde. Weiters, wenn ich mit Infos zwangsgemästet werde, die besser bei der jeweiligen Ressortleitung aufgehoben sind.

8. Können Sie sich an einen Fall erinnern, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder PR-Stelle geärgert haben?

In bald 20 Berufsjahren passiert so etwas natürlich öfter, ein konkretes Beispiel würde ich hier gerne aussparen. Es versucht ja jeder nur seinen Job gut zu machen.

9. Erinnern Sie sich auch an einen Fall, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder eine PR-Stelle gefreut haben?

Immer wieder, aber immer seltener. PR-Arbeit läuft immer mehr nach Schema F, wirklicher Einsatz und Auseinandersetzung mit dem Medium ist offenbar der Finanzkrise zum Opfer gefallen.

10. Was zeichnet für Sie eine gute PR-Agentur oder einen guten PR-Berater aus?

Das ist jemand, der sich mit der zu kontaktierenden Publikation beschäftigt hat und mit realistischen Vorstellungen ins Gespräch geht. Der Eindruck, hier wird individuell auf mein Magazin eingegangen und der PR-Berater ist bemüht, ein individuelles Paket zu schnüren, das der Leserschaft nützt – sowas kommt immer gut an. Ein guter PR-Berater weiß, wann es genug ist, hat eine angenehme Art und wirkt immer kontrolliert. Und er ist fair und korrekt – und verkauft nicht jedem eine Exklusivstory, um dann doch nur allen das selbe Foto zu schicken und sich anschließend dumm zu stellen.

11. Worauf sollten PR-Agenturen Ihrer Ansicht nach ihr Hauptaugenmerk in Sachen Medienarbeit legen?

– Perfekt gepflegte Adressverteiler
– Less paper, more information
– vorgefertigte Pressetexte nur dort, wo sie verwendet werden, sonst lieber Info-Sammlung
– Verzicht auf Rüschen, Bänder und eigens angefertigte Boxen aus handgebogenem Glanzkarton mit Seidenfutter, wo auch immer es geht.

12. Wie würden Sie Ihre Aufgabe bei der „Wienerin“ charakterisieren?

Die Leitung eines herausragenden Teams, das die Bedürfnisse und Anliegen der Leserinnen und Leser so gut kennt wie sonst keine Frauenredaktion in diesem Land.

13. Wofür steht die „Wienerin“ in wenigen Worten und was macht sie als Medium unverwechselbar?

Die „Wienerin“ bedeutet Monat für Monat echtes Leseerlebnis, ehrliche Information und gute Unterhaltung für Frauen, die mitten im Leben stehen und die Dinge gerne hinterfragen.

14. Wenn Sie nicht Journalistin wären, welchen Beruf würden Sie dann gerne ausüben?

Schriftstellerin

Ad personam

Geburtsdatum: 18. September 1969

Hobbys: Reiterbogenschießen

Lieblingsort in Österreich: Wien-Leopoldstadt

Lieblingsort weltweit: South Casco, Maine (USA)

Lieblingsautorin: Das wechselt, aber Lily Brett hat mich so viel gelehrt, dass ich sie ewig verehren werde

Lieblingsgetränk: Fanta Mandarine. Habe ich bisher nur in Ägypten gefunden – und im Greißler der Koptischen Kirche in Wien-Hirschstetten. Hinweise, wo es zentrumsnah Fanta Mandarine gibt, bitte an: sylvia.margret.steinitz@wienerin.at

Lieblingsessen: Zur Zeit die Mexican-Chicken-Sandwiches um 1,90 Euro aus unserem Redaktionsautomaten.

Lieblingsfilm: Das wechselt, ich habe allerdings in diesem Jahr noch keinen Film gesehen, der sich mir auf ewig einprägen wird.

Lieblingsschauspielerin: Ich hätte gerne Sarah Bernhardt erlebt. Das, was heute so gefeiert wird – schreien, toben und sich in der zerrissenen Kombinesch in den Klatschspalten wälzen – halte ich eher für ein Spiegelbild unserer Gesellschaft als für gutes Schauspiel.

Sylvia Margret Steinitz ist seit August Chefredakteurin der „Wienerin“. Foto: Christine Wurnig

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