Managementwechsel bei Österreichs Top-PR-Agentur.Saskia Wallner, ab 1. Jänner 2011 Geschäftsführerin von Pleon Publico, die dann als Ketchum Publico firmieren wird, im Interview über die Zukunft der Agentur, die Bedürfnisse von Unternehmen im Jahr 2011 an ihre PR-Agentur und Frauen an der Spitze von Kommunikationsagenturen.
OBSERVER: Publico-Gründer Wolfgang Rosam kommentierte ihre Ernennung zu Geschäftsführerin der nunmehrigen Ketchum Publico (bisher Pleon Publico) ab Anfang 2011 mit den Worten: „Ich glaube, dass die Agentur mit Saskia Wallner weiter gut geführt werden und sich am Markt behaupten wird.“ Wie sehen Ihre Visionen für die Agentur – in wenigen Schlagworten zusammengefasst – aus?
Saskia Wallner: Ganz klar: 1. Marktführer bleiben, und zwar sowohl was die Qualität unserer Beratung als auch die Honorarumsätze betrifft; 2. Kunden begeistern und mit neuen Ideen überraschen; 3. die Organisation für internationale Impulse und Know -How öffnen und 4. „Employer of Choice“ für die besten Leute am Markt zu sein.
OBSERVER: Trotz Aderlass wird die Publico weiter ganz an der Spitze des heimischen PR-Agenturmarktes mitspielen wollen. Wie soll und wird sich der Honorarumsatz aus Ihrer Sicht 2010 und 2011 entwickeln?
Saskia Wallner: Wir führen gerade einen gut geplanten Managementwechsel durch und ich sehe keinerlei Grund zur Aufregung. 2010 sind wir gut unterwegs, und ich mache mir auch betreffend 2011 keine Sorgen. Wir werden jetzt im Herbst – wie jedes Jahr – Gas geben, um die Pipeline zu füllen und optimal in das erste Jahr der neuen Publico-Ära zu starten.
OBSERVER: Nach dem Weggang von Markus Schindler, Claudia Müller-Stralz, Harald Mahrer und Ilona Bugelnig, werden Sie bis Ende des Jahres einen neuen Vierervorstand präsentieren. Können Sie uns schon Einblicke liefern, wer denn diesem angehören könnte?
Saskia Wallner: Nein, ich führe gerade die entsprechenden Gespräche und werde die neue Agenturführung innerhalb der kommenden Wochen zusammenstellen. Das ist eine spannende Aufgabe, da wir ein Spitzenteam an Bord haben.
OBSERVER: Es gibt wilde Spekulationen, was die vier genannten hinkünftig „unternehmen“ werden: Die wohl nachvollziehbarste Optionen wäre die Gründung einer eigenen Agentur, die dann wohl – nach einer üblichen Frist – bis zu einem gewissen Grad eine Bedrohung für den aktuellen Kundenstand der Publico darstellen würde. Wie schätzen Sie diese Option ein und wie würden Sie sich dagegen absichern?
Saskia Wallner: Ich sehe das entspannt. Jeder einzelne unserer Kunden wird durch einen erfahrenen Senior Berater und ein super Team betreut, und mit den meisten unserer Kunden arbeiten wir seit Jahren intensiv und erfolgreich zusammen. Da rennt man nicht so schnell einfach davon. Im Übrigen wollen Markus Schindler und Harald Mahrer ausdrücklich etwas ganz anderes machen, und meine beiden Kolleginnen und Freundinnen Claudia Müller und Ilona Bugelnig haben ihre Entscheidung aus privaten Gründen getroffen.
OBSERVER: Eine andere Spekulation darüber, was Schindler und Co hinkünftig machen könnten, geht in die Richtung, dass die vier bei ihrem früheren Chef Wolfgang Rosam andocken könnten: Plausibel?
Saskia Wallner: Ich kenne alle Beteiligten sehr gut und halte das für ausgesprochen unplausibel. Da säßen dann wohl etwas zu viele Alpha-Männchen in einem Boot … 😉
OBSERVER: Die Publico, die ja schon als ECC Publico firmierte und jetzt Pleon Publico heißt, wird ab 1. Jänner 2011 als Ketchum Publico auftreten, am Markt blieb die Agentur aber immer „die Publico“. Was wird sich durch den Namen ändern? Nur der Name oder schon mehr?
Saskia Wallner: Das Pfiffige an dem neuen Namen ist, dass wir einerseits weiter „die Publico“ sein werden, mit allem, was diese Organisation über Jahrzehnte so einzigartig und erfolgreich gemacht hat. Andererseits aber haben wir mit Ketchum nun eines der größten und ebenso erfolgreichen Kommunikationsberatungsunternehmen „im Gepäck“, und ich werde dafür sorgen, dass das nicht unbemerkt bleibt: Mit Ketchum können wir sowohl unseren Kunden als auch unseren Mitarbeitern einen echten added value bieten.
OBSERVER: Wie hat sich die Agentur eigentlich aus Ihrer Sicht in der Regentschaft Schindler im Gegensatz zur Rosam-Zeit verändert – von der Kundenstruktur her, vom Angebotsportfolio her und was die generelle Ausrichtung anbelangt?
Saskia Wallner: Wolfgang Rosam hat die Publico zu einer Institution auf dem österreichischen Markt gemacht. Mit der Einführung von „Lobbying“ (wir waren die ersten, die dieses damals enigmatische Wort auf der Visitkarte stehen hatten …) und des Zigarrenklubs hat er Branchengeschichte geschrieben. Markus Schindler hat diesen Weg mit unglaublichem Einsatz fortgesetzt und unsere Organisation stark als strategisches Kommunikationsberatungsunternehmen positioniert. Das war und ist goldrichtig und daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. „Die Publico“ ist eine Klasse für sich, und mit unserem neuen internationalen Partner können wir da sogar noch eins draufsetzen.
OBSERVER: Inwiefern wollen Sie der Agentur ihren eigenen Stempel aufdrücken: Welche Bereiche müssen akzentuiert werden, wo braucht es Nachbesserungen?
Saskia Wallner: Ich werde die Organisation stärker für den internationalen Austausch öffnen und rechne damit, dass sich dadurch sowohl für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als auch für Kunden neue Perspektiven ergeben. Auch im Social-Media-Bereich sehe ich ein wichtiges Entwicklungsfeld. An unseren Kernkompetenzen Strategische Kommunikationsberatung, Krisenkommunikation & Issues Management oder Change Communication wird sich nichts ändern. Da freue ich mich auf den Austausch und glaube, dass die internationalen Kollegen auch von uns durchaus etwas lernen können.
OBSERVER: In welchen PR-Teildisziplinen schlummert Ihrer Ansicht noch mehr Potenzial und welche Branchen werden die Treiber des PR-Business in Österreich sein?
Saskia Wallner: Ich sehe insgesamt noch großes Potenzial für die Kommunikationsbranche. Die Finanz- und Wirtschaftskrise als Vertrauenskrise hat deutlich gezeigt, wie wichtig Transparenz und professionelle Kommunikation nach innen und außen sind. Da tun sich ganz neue Dimensionen auf …
OBSERVER: Wie muss eine PR-Agentur in Zukunft aufgestellt sein, um die Kommunikationsbedürfnisse Ihrer Kunden befriedigen zu können?
Saskia Wallner: Es geht um die besten Leute, die sind am Allerwichtigsten. Techniken, Instrumente, Infrastruktur, Organisation – das alles nützt nichts, wenn das Team und die einzelnen Teamspieler nicht „Weltklasse“ sind. Deshalb bin ich auch so zuversichtlich, dass wir unseren Erfolgskurs fortsetzen werden.
OBSERVER: Wie würden Sie sich persönlich charakterisieren? Oder anders gefragt: Was unterscheidet Sie von Wolfgang Rosam und Markus Schindler?
Saskia Wallner: Ich möchte mich nicht als „Unterschied“ zu irgendwem definieren … Was ich zu mir selbst sagen kann, ist: Ich bin „fröhlich und freundlich“, herzlich und dialogorientiert und begegne Menschen mit einer offenen und wertschätzenden Haltung. Ich denke, rede und handle schnell, habe viel Energie und bin eine Anpackerin. Ich bin international ausgebildet und orientiert, spreche vier Sprachen fließend. Ich denke unternehmerisch und lösungsorientiert, möchte jeden Tag etwas Neues lernen, und man sagt, ich sei clever und witzig.
OBSERVER: Die PR-Agenturbranche ist wie etwa auch die Media-Agentur-Branche eine tendenziell weibliche. An der Spitze einer ganzen Reihe von heimischen PR-Agenturen finden sich Frauen. Ist doch ein schönes Signal, wenn auch an der Spitze der honorarumsatzstärksten PR-Agentur des Landes eine Frau steht, oder?
Saskia Wallner: Klar :-). Und besonders erfreulich ist mein Fall: direkt aus der Babypause zum CEO.
OBSERVER: Sie halten im Gegensatz zum vorigen Managem
ent der Agentur nur 1 Prozent der Anteile an der Agentur: Hat man Ihnen nicht mehr Anteile angeboten oder wollten Sie nicht mehr?
Saskia Wallner: Ich werde meinen Anteil aufstocken, und auch andere Kolleginnen und Kollegen werden sich beteiligen, sodass wir wieder in den zweistelligen Bereich kommen. Die diesbezüglichen Verhandlungen sind auf einem guten Weg.