Aus den Redaktionen

Claus-Gatterer-Preis an Falter-Redakteurin Nina Horaczek

Anerkennung an „Der Standard“-Redakteurin Saskia Jungnikl

Im Schloss Esterhazy wurden Anfang Oktober im Beisein des Burgenländischen Landeshauptmanns, Hans Niessl und der Südtiroler Kulturlandesrätin Dr. Sabina Kasslatter Mur der heurige Prof. Claus Gatterer Preis an Mag. Nina Horaczek verliehen. Die Ehrende Anerkennung ging an Saskia Jungnikl. Der Preis ist mit 5.000 Euro dotiert und wird jedes Jahr an hervorragende Journalistinnen und Journalisten in Österreich und Südtirol vergeben.

ÖJC-Präsident Fred Turnheim kritisierte im Rahmen der Feierstunde die Verschlechterung der Pressefreiheit in Österreich. In unserem Land werde die Pressefreiheit durch wirtschaftliche Gewalt gefährdet. Zu geringe Bezahlung, Kündigungen und gesetzeswidrige Frühpensionierungen verschärfen den Druck auf die Journalistinnen und Journalisten. „Noch nie ging es unserer Branche so schlecht, wie in diesen Tagen. Noch nie gab es so viele prekäre Arbeitsverhältnisse im Journalismus“, so Turnheim. Der Österreichische Journalisten Club fordert daher eine rasche Rückbesinnung auf die Aufgaben der vier Säulen der Demokratie, zum Schutz der Demokratie. Dazu gehören besonders die Grund- und Freiheitsrechte. Vom neuen Nationalrat fordert der ÖJC einen „Runden Tisch zur Verbesserung der Pressefreiheit in Österreich“. Der ÖJC ersucht daher dringend alle alten und neuen Abgeordneten zum Nationalrat aber auch die österreichischen Abgeordneten im Europaparlament in dieser Sache aktiv zu werden.

Landesrätin Kasslatter Mur betonte in Ihrer Rede, dass es für Südtirol eine besondere Ehre sei, „das dieser Preis jährlich vergeben wird und an einen Mann erinnert, der in seinen Büchern und journalistischen Beiträgen immer auf Menschlichkeit und gesellschafspolitisches Engagement gesetzt hat“. Für den Generaldirektor der Esterhazy-Betriebe, zu denen das Schloss in Eisenstadt gehört, Dr. Stefan Ottrubay, ist ein „starker und unabhängiger Journalismus die Basis einer starken Demokratie“. Der burgenländische Landeshauptmann Hanns Niessl freute sich über die enge Zusammenarbeit zwischen dem Burgenland und Südtirol. Besonders betonte er das vorbildliche Bildungssystem in Südtirol. Mag. Nina Horaczek wurde 1977 in Wien geboren. Erste journalistische Erfahrungen sammelte sie beim „Kurier“, im „Standard“ und in den „Salzburger Nachrichten“. Die Politologin und Journalistin fällt durch ihre besonders einfühlsame Arbeitsweise mit Menschen auf, bleibt dabei aber in ihrer Berichterstattung völlig neutral.

Bewegende Reportage

Ausgezeichnet wird Nina Horaczek auch für ihre bewegende Reportage aus einer „geschundenen Stadt“. Aus dem Athen unserer Tage. Um diese einfühlsame Reportage schreiben zu können, ist Horaczek fünf Tage mit der U-Bahn und dem Motorrad durch die griechische Hauptstadt gedüst und hat mit rund dreißig Menschen gesprochen, in den Markthallen, am zentralen Syntagma-Platz oder auch in Piräus. Ihre Reportage endet: „Während die Salonmarxisten an ihrem Cappuccino freddo nippen, ziehen Bangladeschi ihre Einkaufswagen durch die Straßen. Sie durchsuchen Müllkübel und wer ganz zeitig aufsteht, kann beobachten, wie diese Papierlosen aus Kelleröffnungen klettern. Im Keller gibt es nichts außer staubige Böden und alte Zeitungen als Unterlage. Der Geruch, der herausdringt, ist schlimmer als in einem Ziegenstall. Das ist der Punkt, an dem klar ist, es geht nicht mehr weiter. Hier ist das Ende erreicht.“

„Kollegin Horaczek beherrscht die Kunst der einfühlsamen Reportage und eröffnet in ihren journalistischen Beiträgen einen neuen Blickwinkel auf interessante Themen. Sie ist konsequent in der Aufbereitung von gesellschaftspolitischen und sozial relevanten Themen und mit dieser Haltung ein Vorbild für alle sozial engagierten Journalinnen und Journalisten in Österreich und in Südtirol“, begründet Juryvorsitzender Fred Turnheim die Entscheidung der Jury.

Einfühlsamer Beitrag

Die „Ehrende Anerkennung“ wurde von der Jury der „Standard“-Redakteurin Saskia Jungnikl für ihren einfühlsamen Beitrag „Papa hat sich erschossen“ erschienen am 23./24. März des heurigen Jahres in der Tageszeitung „Der Standard“ vergeben. Jungnikl wurde 1981 in Güssing geboren. Sie studierte Geschichte und dann an einer Fachhochschule für Journalismus. Ihre journalistische Karriere begann sie beim Monatsmagazin „Falter“, wechselte zu „Datum“ und ist seit 2010 im Ressort Innenpolitik des „Standard“.

Die Jury hat sich entschieden, die „Ehrende Anerkennung des Prof. Claus Gatterer-Preis 2013“ an Saskia Jungnikl für ihre „hohe Risikofreude und die große Wahrhaftigkeit, mit der sie an das Tabuthema ‚Selbstmord‘ herangegangen ist“, zu vergeben. Jedes Jahr gehen weltweit eine Million Menschen in den Freitod. Frau Jungnikl schließt ihren sehr persönlich gefärbten Beitrag mit den Sätzen: „Es bleibt eine Schuldfrage, auch wenn niemand Schuld hat. Mein Vater hatte das Recht, zu entscheiden, wann er stirbt. Dass er am Ende
 seines Lebens so verzweifelt und traurig gewesen sein muss, wird immer wehtun.“

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