Eingefahrene Bahnen sowie bewährte Medien- und Marketing-Strategien werden in Zeiten von Social Media nicht mehr funktionieren.
“In drei bis vier Jahren wird in der Agenturwelt und im Marketing kein Stein mehr auf dem anderen bleiben“, glaubt Dieter Weidhofer, langjähriger Creative Director namhafter Agenturen wie DraftFCB oder PKP Proximity und numehriger Geschäftsführer und Partner der HOME Advertising Group. Im Rahmen einer Business Lounge der Österreichischen Marketinggesellschaft (ÖMG) präsentierte Weidhofer, der in der Dialog- und Digitalwelt gleichermaßen zuhause ist, seinen Vortrag „Der Urknall im Marketing“ und referierte darüber, „wie Unternehmen mit explodierenden Medien und implodierenden Kunden wieder ins Geschäft kommen“. Weidhofers These: Eingefahrene Bahnen sowie bewährte Medien- und Marketing-Strategien würden in Zeiten von Social Media nicht mehr funktionieren. Social Media werden bei vielen Kampagnen künftig das Ruder übernehmen und den Takt bei der Zielgruppen-Ansprache vorgeben, so Weidhofer. Facebook, Google, Shares, Smartphones und vieles andere mehr haben nicht nur unsere Welt verändert, sondern auch unser alltägliches Kommunikationsverhalten. Weidhofer skizziert dies durch Einblicke in seinen persönlichen Tagesablauf, der damit beginnt, dass er zwischen dem Aufstehen und dem Eintreffen im Büro bereits mehr als 15 Informationskanäle nutzt und mehr als 160 Botschaften wahrnimmt. Das Spektrum reicht vom Radio über die U-Bahn-Zeitung und Infoscreen bis zu Facebook, Online-Infos und Apps.
Der mündige Konsument
Die neuen Kommunikations-Kanäle würden jedoch nicht nur von jungen Zielgruppen genutzt, auch die ältere Generation setzt sich verstärkt mit den neuen Informations-Medien auseinander – vielfach noch unbemerkt von werbetreibenden Unternehmen. Und das ist für Weidhofer eben der neue Urknall im Marketing: „Das Marketing hat nicht mehr die Medienhoheit über die Botschaft. Der Konsument, die Menschen kommunizieren mit, sie sind heute bestens informiert und rufen über die neuen Kanäle ständig zusätzliche Informationen ab bzw. werden mit Nachrichten versorgt.“ Ein Beispiel aus dem Alltag sei der Arztbesuch: „Früher hat der Arzt den Patienten untersucht und festgestellt, an welcher Krankheit er leidet und wie diese behandelt werden soll. Heutzutage kommt der Patient informiert zum Arzt und verlangt nach passenden Medikamenten.“ Weidhofer: „Die Customer Journey ist eine andere geworden. Unsere Zielgruppen haben heute ein wesentlich tieferes Wissen als früher. Social Networks sind nun Profit Center, Massennischen, statt Massenmarken. Marken sprechen nicht mehr den Kunden an, sondern Konsumenten gehen gezielt auf Marken zu“. Den anwesenden Marketing-Profis empfiehlt Weidhofer, die sozialen Medien ernst zu nehmen: „Jeder Marketing-Experte hat im Schnitt rund 15.000 Kontakte, die es für oder gegen eine Marke zu mobilisieren gilt.“ Zusatz: „Es macht nur noch keiner …“
ÖMG-Präsident Peter Drobil und ÖMG-Vorstandsmitglied Christian Spath nehmen den Referenten Dieter Weidhofer von der HOME Advertising Group in die Mitte.