Der zweite Österreichische Kommunikationstag des PRVA bot spannende Vorträge und Panels zu den brennenden Themen der Öffentlichkeitsarbeit im weitesten Sinn.
„Kommunikationsverantwortliche sollten schon auf Vorstandsebene in alle Entscheidungen eingebunden werden, die das Potential haben, die Reputation eines Unternehmens zu gefährden, umschrieb fasste Paul Holmes, Keynote-Speaker des diesjährigen Österreichischen Kommunikationstages, das Aufgabengebiet der Branche. Der CEO der Holmes Group und Herausgeber des Holmes Reports begrüßte die 320 Teilnehmer des 2. Österreichischen Kommunikationstages am 3. Juni 2014 mit einer fulminanten Rede. Die gute Nachricht aus seiner Sicht: Der Bedarf, die Ansprüche und der Wert von PR sind größer als je zuvor. Die schlechte Nachricht: Der Konkurrenzdruck nimmt zu, vor allem aus den Kanzleien der Unternehmensberater und Juristen. Um sich in diesem Umfeld gut zu positionieren, empfiehlt er der Kollegenschaft, sich stärker mit Betriebswirtschaft und harten Daten zu befassen. Kommunikatoren müssen das Geschäft ihrer Kunden verstehen, sich stärker mit Evaluierung und Controlling ihrer eigenen Arbeit beschäftigen und sich in die Arbeit mit Marktforschungsdaten vertiefen. Solche Daten sind, ist sich Holmes sicher, die beste Grundlage für die Entwicklung einer wirkungsvollen Strategie. Und damit war auch das Motto des Tages angesprochen.
Neue Möglichkeiten, neue Chancen, neue Risken
Strategie und Verantwortung – dieses Begriffsduo war Richtlinie für das Programm des 2. Österreichischen Kommunikationstages, veranstaltet vom Public Relations Verband Austria (PRVA) in Kooperation mit der Quadriga Hochschule Berlin. 30 internationale und österreichische Vortragende präsentierten theoretische Erkenntnisse und Beispiele aus der Praxis in den Themenfeldern Organisationskommunikation, Social Media sowie Politische Kommunikation und Public Affairs. „Wir sehen, wie schnell und umfassend sich die Möglichkeiten, Chancen und auch Risken der Kommunikation weiter entwickeln“, betont PRVA-Präsidentin Ingrid Vogl. „Wir stellen deshalb die Frage, ob und welche Strategien Kommunikationsverantwortliche entwickeln und welche Verantwortung sie damit in Unternehmen, als Agenturen oder als Berater übernehmen.“
Ohne Strategie geht’s nicht
Die Breite an Möglichkeiten der Kommunikation zeigte sich in jedem einzelnen Vortrag, und damit verbunden auch die Herausforderung, die effektivsten und effizientesten Kommunikationswege herauszufiltern. „Ohne Strategie geht es nicht“, war der einhellige Tenor. Mit Strategie aber auch nicht immer – wie der zweite Keynote Speaker, der Neurowissenschafter Manfred Spitzer ausführte. Anhand bildgebender Verfahren zeigt er, welche Wege Information in den Gehirnen der Menschen nimmt, unter welchen Voraussetzungen Kommunikation besser gelingen kann und welche Auswirkungen die zunehmende Digitalisierung in diesem Prozess spielt. Seine Untersuchungen unterstreichen die Notwendigkeit der Fokussierung – aus einem einfachen Grund: Weil das Gehirn immer nur einem Bedeutungsstrang folgen kann, nicht zweien, nicht dreien. Und er unterstreicht seine Warnung „Multitasking geht nicht“ mit einem Zitat aus einer US-amerikanischen Studie: „If you do not yet suffer from attention deficit, just media-multitask, and you will get it.“ Seinen Vortrag schloss er mit einer Erkenntnis, die Kommunikatoren natürlich besonders freut: Für die Gesundheit des Menschen ist das Leben in Gemeinschaft, das Leben in Beziehungen entscheidend – viel mehr als die viel diskutierten Themen gesundes Essen und konsequenter Sport. Ein erleichtertes Aufatmen in Raum!
Gehen Sie nicht als Schaf rein!
Anders bei der Abschlussdiskussion über „Strategie im Alltag: Luxus, Notwendigkeit oder Feigenblatt“. Wie nicht anders zu erwarten, war der Tenor am Podium einhellig: Strategie ist ein absolutes Muss. Sie zu entwickeln und in weiterer Folge durchzusetzen, koste Kraft und auch viel Mut. Dabei stoße man schon öfters einmal auf Widerstand und hole sich auch so manche blutige Nase. Dazu müsse man bereit sein, wenn man an die Bedeutung der Kommunikation glaube. Ähnlich hatte das schon Christopher Storck von der Quadriga Hochschule am Vormittag postuliert: „Respekt muss man sich erarbeiten. Respekt gewinnt man nicht, wenn man immer gleich nachgibt.“ Manager seien wie Raubtiere, und „wenn Sie unter Raubtieren überleben wollen, sollten Sie nicht als Schaf reingehen.“
Holmes-Report-Herausgeber Paul Holmes hielt die vielbeachtete erste Keynote am 2. Österreichischen Kommunikationstag.
Neurowissenschafter Manfred Spitzer war der zweite Keynote Speaker am 2. Österreichischen Kommunikationstag.
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