Sigi Kämmerer, Leiter der Stabstelle Kommunikations-Management bei der Salzburg AG, im OBSERVER-Interview zum Gewinn des Staatspreises PR für die Stakeholder-Kommunikation rund um die Errichtung der Wasserkraft Sohlstufe Lehen.
OBSERVER: Ende November wurden Sie für das PR-Großprojekt „Wasserkraft Sohlstufe Lehen: Stakeholder-Kommunikation für eine Großbaustelle in der Weltkulturerbe-Stadt Salzburg“ mit dem Staatspreis PR ausgezeichnet. In der Jurybegründung heißt es unter anderem, die Kampagne „glänze durch Vorbildwirkung“. Was macht das Projekt aus Ihrer Sicht auszeichnungswürdig?
Sigi Kämmerer: Erstmals freuen wir uns sehr über den Juryentscheid! Herausragend war sicher die Tatsache, dass wir ein anfangs sehr strittiges Infrastrukturprojekt in der öffentlichen und veröffentlichten Meinung drehen konnten. Ein Wasserkraftwerk mitten in der Stadt, im Unesco-Weltkulturerbe, mit 20.000 Anrainern, das ist einzigartig in Österreich! Und da Salzburg die Geburtsstadt der Grünen in Österreich ist, zahlreiche Bürgerinitiativen schon viel bewegt und verhindert haben, wussten wir dass das ein hartes Stück Arbeit wird; erst recht in Zeiten von Stuttgart21 und „Wutbürgerschaft“. Wir haben durch sehr intensiven, frühzeitigen Dialog, tausende Stunden persönliche Gespräche und „keine Luxus-PR“ einen Image-Turnaround erreicht.
OBSERVER: Können Sie kurz die konkreten Maßnahmen – auch in der zeitlichen Abfolge – schildern?
Sigi Kämmerer: Unser Team – allen voran mein Mitarbeiter und für die Projektkommunikation verantwortliche Martin Jager, unser Ombudsmann Robert Sander sowie der Projektleiter Martin Pfisterer haben von Anfang an auf Dialog gesetzt. Bereits vor dem Projektstart 2006 haben wir in einem breit angelegten Kommunikationsprozess die Anrainer informiert. Seither gibt es einen 14-tägigen Infotreff in der eigens an der Baustelle eingerichteten Info-Box, monatliche Newsletter, 2 Mal wöchentliche Woche vor Ort, eine dauernde Erreichbarkeit unseres Ombudsmanns sowie die üblichen klassischen Maßnahmen professioneller PR-Arbeit (Mailings, Schautafeln, Veranstaltungen, Marktforschungen, Website, Führungen etc).
OBSERVER: Die große Unbekannte bei derartigen Kampagnen ist die Reaktion der Menschen, vor allem der Anrainer: Ist diesbezüglich alles so abgelaufen, wie Sie das antizipiert haben?
Sigi Kämmerer: Nicht immer. Aber wir wussten im Großen und Ganzen, was auf uns zukommt. Und das wussten auch die Anrainer. Denn wir haben stets offen und kontinuierlich informiert und kommuniziert. Und immer direkt, das heißt wir haben nie etwas über die Medien ausgerichtet. Über 50 Infotreffs, mehrere große Anrainerinformationsrunden und ca. 10.000 Stunden face-to-face-Kommunikation durch unseren Ombudsmann belegen dies eindrucksvoll.
OBSERVER: Was bei der mit dem Staatspreis PR ausgezeichneten Kampagne auffällt, ist der Umstand, dass keine PR-Agentur hinzugezogen wurde. Warum geht man bei der Salzburg AG diesen Weg?
Sigi Kämmerer: In der Salzburg AG sind wir PR-seitig gut aufgestellt. Ich hab ein super Team, engagiert, professionell und kompetent. Und das Thema Erneuerbare Energien ist eine Kernkompetenz des Hauses. Das ist uns eine Herzensangelegenheit, da brauchten wir keine externe Unterstützung. Es gibt aber andere Projekte, wo wir sehr wohl und gerne bei PR- oder Werbeagenturen zukaufen. Ich war ja selbst lange genug in der Agenturbranche (zuletzt in der heutigen Grayling; Anm.) um zu wissen, dass es immer wieder wichtig ist, Know-how von außen ins Unternehmen reinzuholen.
OBSERVER: Die Gewinn des diesjährigen Staatspreises PR war ja nicht Ihr erster Triumph beim Staatspreis PR. Wie oft waren Sie schon nominiert, wie oft haben Sie den wichtigsten PR-Preis Österreichs schon gewonnen?
Sigi Kämmerer: In den elf Jahren der Unternehmensgeschichte haben wir drei mal zum Staatspreis eingereicht. 2001 konnten wir den Staatspreis für die Fusionskommunikation gewinnen. Das war auch das Projekt, warum ich nach 10 Jahren in der Wiener PR-Branche nach Salzburg gewechselt habe. 2005 reichten wir „Die Salzburger Wasserkraftanleihe“ ein und freuten uns sehr über die Nominierung und staatliche Anerkennung. Und heuer war das unsere dritte Einreichung. Damit sind wir das meistausgezeichnete Unternehmen – worauf wir auch stolz sind!
Die SALZBURG AG für Energie, Verkehr und Telekommunikation (www.salzburg-ag.at) existiert in dieser Form seit 2000 und ist einer der Top-5 Energieversorger. 2000 Mitarbeiter erwirtschafteten zuletzt einen Umsatz von 1,5 Mrd. Euro.
Sigi Kämmerer und Michael Jager vor Ort bei der Sohlstufe Lehen und …
… im Rahmen der Auszeichung mit dem Staatspreis PR in Wien.
Das diesjährige Staatspreissieger Projekt „Wasserkraft Sohlstufe Lehen“ …
… zeichnet sich durch ein besonders dialogorientiertes und nachhaltiges Konzept aus.
Wasserkraft Sohlstufe Lehen: Stakeholder-Kommunikation für eine Großbaustelle in der Weltkulturerbe-Stadt Salzburg
Projektbeschreibung: Beim Wasserkraftwerk Sohlstufe Lehen der SALZBURG AG war die Ausgangslage – milde ausgedrückt – eine Herausforderung: Mitten im dicht bewohnten Siedlungsgebiet mit 20.000 Anrainern und im Nahbereich der Salzburger Altstadt (UNESCO-Weltkulturerbe) soll ein Kraftwerk errichtet werden. Die Salzburg AG hat es mit der frühzeitigen persönlichen Kommunikation, dem offenen Dialog, dem persönlichen Engagement und der gelebten Lernbereitschaft geschafft, Vertrauen zu den Anrainern aufzubauen und Zustimmung aller Stakeholder zu erreichen.
Jurybegründung der Staatsoreis-PR-Jury: Das diesjährige Staatspreissieger Projekt „Wasserkraft Sohlstufe Lehen“ zeichnet sich durch ein besonders dialogorientiertes und nachhaltiges Konzept aus. Das frühe Einsetzen der gesprächs- und lösungsorientierten Kommunikation mit allen Dialoggruppen führte schließlich zu einer vertrauensvollen und unproblematischen Umsetzung des Projektes. Die Nachhaltigkeit ist durch die Fortführung des Dialoges mit den Anrainern sowie durch laufende Informationen gewährleistet. Dieses systematische und zielgerichtete Konzept führt weg von der Einwegkommunikation direkt hin zum Dialog. „Wasserkraft Sohlstufe Lehen“ bewies trotz Widrigkeiten wie zum Beispiel der Sensibilität des Standorts, dass durch die gezielt gesetzten Maßnahmen und das Handeln im Interesse aller Beteiligten ein solches Großprojekt zu einem exzellenten Ergebnis führt. Die langfristig angesetzte Kampagne vermittelt ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl und glänzt dadurch mit Vorbildwirkung.
[…] Rund 10.000 Stunden face-to-face-Kommunikation mit Anrainern […]