FV Werbung gestaltete erstmals einen Arbeitskreis in Alpbach.Heiße Diskussionen des hochkarätigen Podiums unterhielten und informierten das Publikum über das weitschichtige Thema von Globalen Events als Marketingplattform in Reformstaaten.
KTM und Coca-Cola könnten keinen unterschiedlicheren Ansatz im globalen Marketing haben und beide sind höchst erfolgreich. Designer Gerald Kiska, der Stefan Pierer und Rudolf Knünz von den ersten Tagen an bei KTM auch als Marketing-Mastermind begleitet, eröffnete die Podiumsdiskussion mit einem freundschaftlichen Schlagabtausch mit Philip Bodzenta von Coca-Cola.
Coca-Cola hat sich als Premiumpartner der Olympischen Spiele und der FIFA und UEFA für den Fussball auf viele Jahre verpflichtet und eingekauft. MasterCard ist selektiv Partner bei den globalen Events mit der höchsten weltweiten Aufmerksamkeit. KTM stellt den Großteil des Teilnehmerfeldes der Dakar-Rallye, die bis auf das Werksteam zahlende Kunden sind. KTM hat mit Seriensiegen dort den Nimbus der Marke im Offroad-Bereich geschmiedet. Als knapp zweitgrößter europäischer Hersteller, wird die Faszination jetzt auf Straßenmotorräder über die MotorradWM übertragen.
Keine Struktur im Senegal
Kiska räumt sehr offen mit idealistischen Vorstellungen auf. Bei der Dakar-Rallye wird alles eingeflogen ins Land. Die Rallye kommt über das Land und verschwindet nachher wieder spurlos. Ohne „ein paar Tausend Euro Cash“ für diverse Zwecke durchzukommen ist für Teilnehmer unmöglich. Man muss sich manchmal die Durchfahrt erkaufen. Es fehlt für eine nachhaltige Nutzung der Veranstaltung die organisatorische und rechtliche Struktur völlig.
KTM-Motorräder sind umso mehr ein sehr diffiziles Produkt, als nicht jeder damit fahren kann. „Zuerst kauft man eine Harley… damit kann jeder fahren … mit einer KTM kann sich ein Unwissender schnell umbringen.“ Der KTM-Fokus liegt also vollends auf den Märkten der ersten Welt, die Reformländer sind nur eine Bühne.
Jeder trinkt Coca-Cola
Der wahrlich globale Konzern Coca-Cola findet auf der ganzen Welt Kunden. Somit betont Mag. Philipp Bodzenta „ist der Ort der Veranstaltung von Fussball WMs oder Olympischen Spielen nicht relevant“. Jeder kann Coke trinken und Coca-Cola sieht sich auch als Partner des Sportes und deswegen die langfristige Perspektive des Engagements.
800 Millionen Zuschauer
Der in Graz ausgebildete Techniker Dr. Jian Wang hat das bescheidene Auftreten, das man von einem Chinesen clichéhaft erwartet. Mit ruhiger Stimme berichtet er von Einschaltquoten auf dem chinesischen Staatsfernsehen CCTV von 350Mio bei der Übertragung eines Musikfestes aus Salzburg und 800 Mio für den Musikantenstadl aus der verbotenen Stadt in Peking und ähnliche Projekte zeigen die Größenordnung, über die man in China denkt.
FV-Obmann Drössler: „Mit Know how aus Österreich international reüssieren“
Dr. Peter Drössler, seines Zeichens Obmann des Fachverbandes Werbung und Marktkommunikation in der WKÖ ermutigte die Branche dazu, sich nicht zu scheuen und Aktivitäten zu setzen, „um mit Know-how aus Österreich international zu reüssieren“.
„Welche Chancen haben denn österreichische Unternehmen aus der Werbe- und Kommunikationsbranche überhaupt, wenn sie auf diesen neuen Hoffnungsmärkten tätig werden wollen?“. So umriss Michael Mrazek, im Fachverband verantwortlich für Organisation und Abwicklung des Arbeitskreises in Alpbach, die Grundfrage für die heimische Werbewirtschaft in Sachen Reformländer.
„Emergence – die Entstehung von Neuem ist das Leitthema des heurigen 63. Europäischen Forum Alpbach. Österreich war vor 60 Jahren ebenfalls noch ein Emerging Market“, hielt Konrad Maric, stellvertretender Obmann und EU-Experte im FV Werbung & Marktkommunikation, fest: „Österreich hat durch ständige Marktentwicklungen und Markterweiterungen politisch und ökonomisch seine Erfolgsgeschichte geschrieben. Natürlich wird durch Marketing die Kommunikation in Emerging Markets verändert. Deshalb kommt der Werbung durch Selbstregulierung und Selbstkontrolle vor allem hier eine besondere Schlüsselrolle zu“, so Maric.
Hochkarätiges Podium
Während Coca-Cola sein Engagement bei der FIFA bis 2022 verlängert hat und KTM auf die westlichen Märkte zielt, stellen sich globale Events für Dr. Claudio Albrecht, Ex-Chef der ratiopharm Gruppe nur als interessant dar, wenn damit in der ersten Welt soziale Verantwortung dokumentiert werden kann. In der Dritten Welt sind einerseits die Krankheitsursachen und Medikamentenverträglichkeiten sehr unterschiedlich und vor allem sind kaum Krankenversicherungssysteme existent. 80 % des Umsates und 90 % des Gewinnes der Pharmabranche werden in den USA, Europa und Japan gemacht.
Für Barbara Stettler, Sponsoring-Verantwortliche in CEE für MasterCard, gehört Sponsoring zur Pflege einer Marke, deren Bekanntheit schon sehr hoch ist. Damit verbunden ist immer ein konkreter Ausbau von Geschäftsmöglichkeiten.
„Im Sportsponsoring kommt es auf stimmige, zum Unternehmen passende Konzepte an. Sponsorship aus dem Bauch heraus führt meist nicht zum Sieg. Mit Events können wir den Konsumenten direkt ansprechen und uns damit von der täglichen Flut an Werbebotschaften – rund 2.500 pro Tag – entscheidend abheben“, erläuterte Michael Mallin die Sicht der auf Sportsponsoring spezialisierten Agentur Weirather-Wenzel & Partner: „Für uns ist Osteuropa zur Zeit der spannendste und dynamischste Ort, Speed und Wachstum suchen ihresgleichen. Die Herzen der Konsumenten kann man langfristig nur mit Qualität, Nachhaltigkeit und Verständnis für die Besonderheiten und das Selbstverständnis der jeweiligen Regionen gewinnen.“
< br>Als Berater für interkulturelle Herausforderungen ist Dr. Fritz Audebert von ICU Consulting in Passau von der Bedeutung der richtigen Ansprache regional überzeugt. Selbst das bedeutendste internationale Event bringt nur eine Grundaufmerksamkeit, die auf lokaler Ebene erst umgesetzt werden muss, um einen nachhaltigen Effekt zu erzielen. Dabei kommt es auf regionale Spezialitäten an, die unter Umständen sogar kleinteiliger als die üblichen Staatsgrenzen wirken. So setzt Coca-Cola Alpine Region in Wien alle internationalen Kampagnen in Österreich anders um, als in der Schweiz.
Jian Wang betont die Bedeutung des gegenseitigen Austausches von Know how, Erfahrungen und Kultur, auch und besonders bei Events. Wang brachte etwa die Shaolin-Mönche nach Österreich und die Wiener Sängerknaben nach China. Er lud alle dazu ein Ideen für Projekte mit ihm zu verfolgen.
Fortsetzung folgt?
Der routiniert eloquente Moderator Dkfm. Milan Frühbauer (Manstein Verlag) hat mit seinen launigen und treffsicheren Zusammenfassungen des eben gesagten und den gleich darauf folgenden pointierten Fragen das Podium wie Publikum gleichermaßen begeistert. Ihm ist auch die zu danken, daß trotz intensiver Fragerunden der darauffolgend verliehene Tiroler Kommunikationskristall der FV Werbung Tirol rechtzeitig beginnen konnte. Somit konnte FV-Obmann Tirol Hannes Handle Alpbach-Präsident Dr. Erhard Busek für die Überreichung an das Tiroler „Urgestein“ Dr. Franz Fischler gewinnen.
Vielleicht gibt es aufgrund des großen Erfolges eine Wiederholung im nächsten Jahr.