Zahlreiche (konkurrierende) Neugründungen.Ein lauer Altweibersommer sieht anders aus: Durch einige Mediengründungen blies in diesem Frühherbst ein kräftiger neuer Wind durch den österreichischen Blätterwald. Der rot-weiß-rote Medienmarkt ist seit diesem Herbst um einige Printmedien reicher.
Rund um die Österreichischen Medientage, Ende September vom Manstein Verlag und der Verlagsgruppe News veranstaltet, hoben die Verlagsmanager einige neue Printmedien aus der Taufe beziehungsweise stellten deren relaunchte Produkte dem Markt vor. Gleich zwei Neugründungen verzeichnete das boomende Frauen- und Lifestyle-Segment: „First“ heißt das neue Hochglanzmagazin der Verlagsgruppe News, das im hochpreisigen „Vogue-Segment“ angesiedelt ist. „First“ beinhaltet eine Mischung aus Interviews und Porträts sowie hochwertige Fashion- und Beauty-Themen, einen gediegenen Lifestyle-Teil sowie opulente Fotografien. Der neue Titel strebt in der Berichterstattung eine ausgewogene Balance zwischen österreichischen Persönlichkeiten und internationalen Stars an. Als Chefredakteurin ist Euke Frank für das neue Medium zuständig.
Auch „Österreich“ hievte mit „Madonna“ ein Lifestyle- und Frauenformat in den Printmarkt. „Madonna“ erscheint wöchentlich auch am Kiosk und ergänzt am Samstag die Tageszeitung. Auch dieser neue Titel ist hochklassig angelegt. Das neue Medium behandelt klassische Frauenthemen, die Auflage beträgt mehr als 230.000 Stück. Die Madonna-Chefredaktion bestreitet „Woman“-Macherin Uschi Fellner.
Flair vs. First vs. Madonna
Zudem will im Frühling nächsten Jahres der Wiener Verlag Ahead Media eine rot-weiß-rote Lizenzausgabe des italienischen Modemagazins „Flair“ auf den Markt bringen. Der hochwertige Printtitel gilt am Stiefel als Trendsetter im Bereich Design und Mode.
Der Wiener Verlag Starmühler ging ebenfalls unter die Mediengründer und brachte Anfang Oktober dieses Jahres das neue Magazin Centropolitan heraus, welches alle zwei Monate in Österreich, Slowakei, Tschechien und Ungarn erscheint und grenzübergreifende Wirtschafts- und Societynachrichten anbietet. Centropolitan erscheint in einer Auflage von 20.000 Exemplaren.
Flaggschiff trend reloaded
Eines der führenden monatlichen Wirtschaftsmagazine im deutschsprachigen Raum, der „trend“, stellte sich dagegen in diesem Herbst in einem neuen Kleid seiner Leserschaft vor. Aufbauend auf den bewährten Farbelementen Silber und Blau ist das Layout luftiger, eleganter sowie die Bildersprache großzügiger geworden. Das Magazin versucht generell, in der optischen Anmutung noch hochwertiger zu werden und in der Berichterstattung noch näher an die Persönlichkeiten, über die geschrieben wird, zu rücken. Mit dem Relaunch wurde der „trend“ auch in die Sonntags-Hauszustellung der Mediaprint aufgenommen.
Alles Neu macht der September: Auch die Fernsehbeilage der Mediaprint, die „TV Woche“, war beim medialen Schönheitschirurgen. Zahlreiche Neuerungen sorgen für ein übersichtlicheres und frischeres Erscheinungsbild des Fernseh-Supplements. Gleichzeitig wurde der Umfang von 48 auf 56 Seiten ausgebaut. Ein eigenes Farbleitsystem für jeden einzelnen Wochentag führt durch das 36 Sender umfassende Fernsehprogramm. Neu sind ebenfalls Rubriken wie „Neu im Kino“ oder eine Techno-Seite mit Nachrichten aus der IT- und Multimedia-Welt.
Wie „Kurier“ und „News“ ebenfalls ankündigten, planen die beiden Verlage anlässlich der EURO 2008 ein neues Printprodukt. Insgesamt soll es 22 Ausgaben des „Eurochamp“ geben. Der Startschuss des zunächst monatlichen Mediums fällt Anfang Dezember dieses Jahres mit der Euro-Auslosung. Ab Mai 2008 ist das Heft wöchentlich erhältlich (Sonntag im „Kurier“, Donnerstag im „News“).
Vieles neu in den Regionen
In Vorarlberg kam hingegen eine neue Sonntagszeitung auf den Markt. Die „Neue Vorarlberger Tageszeitung“ aus dem Vorarlberger Medienhaus launchte „Die neue am Sonntag“. Auch die Innsbrucker Moser Holding setzte die neue Gratiszeitung „Tirol am Sonntag“ in den Markt. Die neue Sonntagszeitung startete mit einer Auflage von mehr als 50.000 Stück. „Tirol am Sonntag“ enthält außerdem ein Magazin namens „Leben“. Dafür wurde die Gratistageszeitung „Neuer Express“ der Moser Holding eingestellt. Das Verlagsflaggschiff, die „Tiroler Tageszeitung“, verschrieb sich übrigens optische Korrekturen.
Auch in Graz erblickte eine neue Gratiswochenzeitung das Licht der Welt. „Der Grazer“, gelauncht von der Styria Wochenzeitungsholding, will vor allem junge Leser ansprechen. Dafür verschwanden in der Steiermark neben den Gratistageszeitungen „o.k.“ und „Heute“ der „Neue Steirer/neuer Grazer“ sowie „Graz im Bild“ von der Bildfläche.
In Oberösterreich hingegen setzte die ebenfalls gründlich relaunchte Wochenzeitung „Oberösterreichische Rundschau“ die neue Beilage für Stellenangebote, Bildung und Karriere, „Chancen & Karriere“, ins Blatt. Das neue Supplement umfasst 16 Seiten für Bildung, Wirtschaft und Jobs.
Ein zweiter Konkurrent für den ORF
Auch im Markt der elektronischen Medien war in diesem Frühherbst ein kräftiges Rauschen zu bemerken. Zum einen soll Österreich nach ORF1 und ORF 2 sowie ATV ein viertes nationales TV-Vollprogramm bekommen. Und zwar mit dem bisherigen Wiener Ballungsraumsender Puls TV. Der neue Channel soll künftig Puls 4 heißen, benannt nach der vierten Taste auf der Fernbedienung, die österreichweit rot-weiß-rotes Fernsehprogramm einschalten kann. Der neue Eigentümer von Puls TV, der die bundesweite Ausstrahlung ermöglicht, ist die deutsche ProSiebenSat1-Gruppe. Der Start ist für Anfang Februar 2008 anberaumt. Der Sende-Schwerpunkt soll in der Live-Berichterstattung liegen – in Form von News, Events, Talks, Magazinen und dergleichen. Puls 4 will sich vermehrt an urbane Frauen richten.
Bereits diesen Dezember soll der neue Sender Austria 9 TV via Digitalsatellit in Österreich auf Sendung gehen. Inhaltlich sollen vor allem ältere Serien und Filme ausgestrahlt werden. Hinter diesem Projekt stecken laut „trend“-Informationen der deutsche Medienkonzern Burda sowie mit dem ehemaligen RTL-II-Geschäftsführer Josef Andorfer ein Österreicher. Finanziert werden soll der Sender nicht nur durch Werbung, sondern auch durch so genannte Call-in-Shows.
Der Medienmarkt ist gesättigt und doch eifrig in Bewegung. Prominente Neugründungen bereichern den Medienmarkt und bringen Spannung in das Match der Verlage. Wir lassen die wesentlichen Änderungen des Herbstes Revue passieren.