Betriebsrat, Redaktionsausschuss und betroffene Mitarbeiter seien bereits informiert worden, einvernehmliche Lösungen würden gesucht.
In den Verlagshäusern von „Die Presse“ und „WirtschaftsBlatt“ wurden die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung über Details des angekündigten Kostensenkungsprogramms informiert. Etwa fünf Millionen Euro sollen eingespart werden. Kern sind deutliche Kostenreduzierungen im Sach- und Personalbereich. Dadurch werde es in den nächsten zwei Monaten auch zu betriebsbedingten Kündigungen von 26 der insgesamt 413 Beschäftigten in beiden Häusern kommen, elf davon betreffen Journalistenarbeitsplätze, wie es aus der Styria Media Group hieß. „Der Markt für Printmedien – unabhängig ob Qualitätsmedien oder Boulevard – ist derzeit in allen Industrieländern von Rückgängen gekennzeichnet“, begründete „Presse“- und „WirtschaftsBlatt“-Geschäftsführer Michael Tillian die geplanten Einschnitte. „Alle großen Printmedien-Häuser passen ihre Kostenniveaus dem Strukturwandel des Marktes an, so auch wir, nicht zuletzt, um das Flaggschiff der österreichischen Tageszeitungen, ‚Die Presse‘, sowie die einzige österreichische Wirtschaftstageszeitung, das ‚WirtschaftsBlatt‘, langfristig zukunftssicher zu machen.“
Betriebsrat, Redaktionsausschuss und betroffene Mitarbeiter seien bereits informiert worden, einvernehmliche Lösungen würden gesucht, die Geschäftsführung werde außerdem gemeinsam mit dem Betriebsrat „Angebote zur sozialen Abfederung“ erarbeiten. Der Verteilungsschlüssel des Sparvolumens liegt bei 70 Prozent „Die Presse“ und 30 Prozent „WirtschaftsBlatt“. 22 der 26 wegfallenden Jobs werden bei der „Presse“ gekürzt, da es beim „WirtschaftsBlatt“ schon im Laufe des heurigen Jahres eine ganze Reihe von Abgängen gab.
Weiter starke, eigenständige Marken
„Presse“ und „WirtschaftsBlatt“ bleiben laut Tillian als „starke, eigenständige Marken“ bestehen. Von vor dem Sommer im Styria-Konzern gewälzten Fusions-Überlegungen hat man sich verabschiedet. „Es gibt keine Verschmelzung der Redaktionen oder des Anzeigenverkaufs. Synergien für beide Häuser ergeben sich vor allem aus Bereichen, die am Markt nicht unmittelbar wahrnehmbar sind“, so der Geschäftsführer. Das sind: Controlling, Buchhaltung, Anzeigenproduktion, Redaktionssystem, Produktionssystem, Backoffice und Assistenzbereiche sowie sonstige Verwaltung. „Wir haben immer gesagt, wir wollen alle nach innen gerichteten Bereiche straffen.“
Bei den Beilagen der beiden Tageszeitungen könnte es die eine oder andere Verlagerung ins Hauptblatt geben. Etwa bei der Auto- oder Motor-Beilage der „Presse“, nicht aber beim „Schaufenster“ wie Tillian betont, ober bei der „Investor“-Beilage des „WirtschaftsBlatts“. Beim „WirtschaftsBlatt“ wird darüber hinaus eine Weihnachtspause überlegt. Bei der „Presse“ ist im ersten Halbjahr 2013 ein Relaunch geplant, an der Sonntags-„Presse“ wird nicht gerüttelt. „Wir arbeiten in der ‚Presse‘ auch an einem neuen Montag, wo wir mehr Qualität und ein interessantes, innovatives Umfeld für persönliche Geldanlage und die Finanzdienstleistungsbranche schaffen wollen.“ Beide Zeitungstitel sollen weiter auf ihr „bewährtes tiefgreifendes Spezialistentum“ setzen. Keine Einsparungen sind im Online-Bereich geplant. Im Gegenteil: Hier soll weiter investiert werden.
„Presse“-Chefredakteur Rainer Nowak sprach in einer ersten Stellungnahme von einem „schmerzvollen, aber notwendigen Prozess“. Man werde aber im ersten Quartal 2013 „mit Innovationen im Produkt und der Redaktion beweisen, wie lebendig Print und Online sind“. Dieser Weg müsse über „Konzentration und Qualität“ gehen.
„WirtschaftsBlatt“-Chefredakteurin Esther Mitterstieler kündigte unterdessen an, dass man künftig „ganz stark auf die Regionalität und verstärkt auf KMU-Berichterstattung setzen“ werde und dort auch „großes Wachstumspotenzial“ sehe.
„Presse“- und „WirtschaftsBlatt“-Geschäftsführer Tillian glaubt jedenfalls an die Zukunft der beiden Tageszeitungen – auch in fünf Jahren. „Ich schätze, dass es beide Titel auch dann mit Sicherheit noch geben wird.“ Österreichs Qualitätsmedien seien grundsätzlich gut aufgestellt und hätten in den vergangenen Jahren bereits einiges an Hausaufgaben erledigt. Tillian hofft aber auf einen neuen Kollektivvertrag. „Um auch in Zukunft gut aufgestellt zu sein, besteht die Notwendigkeit, einen der wesentlichen Kostentreiber in den Griff zu bekommen. Österreich ist eines der wenigen Länder in Europa, die eine derart hohe Kostenautomatik im Kollektivvertrag haben. Wir müssen mit unseren Verhandlungspartnern ein neues Modell zufinden, das von dieser Mechanik abgeht. Es wird für die Branche ganz entscheidend sein, das mit der Gewerkschaft partnerschaftlich hinzukriegen.“