Nachlese

Warum Medienunternehmen gut beraten sind, ganze Ökosysteme aufzubauen, anstatt nur auf Werbe- und Vertriebseinnahmen zu vertrauen

Business Circle und PwC präsentierten Horst Pirker, den Herausgeber und Gesellschafter der Verlagsgruppe News, im Rahmen eines Breakfast Briefings bei der RBI am Wiener Stadtpark.

Das Konferenzunternehmen Business Circle und das Beratungsunternehmen PwC luden Horst Pirker, Herausgeber und Gesellschafter der Verlagsgruppe News, zum Breakfast Briefing in die „Sky Conference“ der RBI am Wiener Stadtpark. Der Medienmanager und Unternehmer Pirker startete seinen Vortrag mit einem bildlichen Vergleich, dem die traditionelle Medienbranche gegenübersteht. „Stellen Sie sich vor, Sie laufen eine abwärtsfahrende Rolltreppe hinauf!“. Traditionelle Medien wie TV, Rundfunk oder Print verlieren zunehmend ihre Rolle als „Gatekeeper“. Der Informationsfluss gleitet immer mehr in soziale Medien ohne jegliche journalistische Qualitätskontrolle ab, so Pirker. Während früher Nachrichten bewusst in Medien abgerufen wurden, erreichen heute die relevanten Informationen ihre Empfänger von alleine. Früher waren zuerst die Mächtigen, also etwa Fürsten und Kirchen, die Wächter über die Nachrichteninhalte. Später wurden sie von den Journalisten abgelöst. Bis schließlich die Freunde und „Peers“ diese Rolle in den sozialen Netzen übernommen haben.

Monopolisten mit Macht

Pirker stimmte kritische Töne an, als er meinte, dass Medien dazu tendieren, natürliche Monopole zu besitzen. Das bringe auch hohe Monopolrenditen und eine entsprechende Monopolmacht. „Denken Sie zum Beispiel an Amazon, Google und Apple, die längst ganze Ökosysteme geschaffen haben und mit ihren Plattformen den Weltmarkt dominieren. Je mehr Menschen diese Plattformen nutzen, desto höher sind die Skalenvorteile und Netzwerkeffekte. Schließlich hat es keinen Sinn mehr gemacht, auf StudiVZ vertreten zu sein, wenn noch mehr Freunde und Bekannte auf Facebook zu finden sind.“ Problematisch findet Pirker auch die hohe Machtkonzentration im Silicon Valley: „Doch im Gegensatz zur Zerschlagung von AT&T gibt es nun ein politisches Interesse, diese Giganten nicht zu beschränken, da weltweite Daten in den USA gesammelt werden können.“

Die Grenzen verschwimmen

Die Unterschiede zwischen  „WOMAN“ und dem Online-Modehändler Zalando sind auf den ersten Blick in vielen Bereichen nicht mehr erkennbar. Medienunternehmen sind seiner Ansicht gut beraten, ganze Ökosysteme aufzubauen und nicht nur von den beiden Haupterlösströmen Werbeeinnahmen und verkaufte Auflage abhängig zu sein. Den Axel Springer Verlag nannte er als ein europäisches Erfolgsbeispiel. Der in Wahrheit das Geschäft gewechselt hat und nun ein digitaler Player in komplett neuen Märkten ist.

Abschließend kommentierte Pirker die Schwächen des europäischen Kapitalmarkts: „Während Amazon in den Gründungsjahren ständig steigende Verluste schreiben durfte, haben sich die Investoren von Libro in den frühen Nullerjahren anders verhalten. Ohne Risikobereitschaft wird die Digitalisierung nur schwer meisterbar.“

Über den Author

Redaktion

Schreiben Sie ein Kommentar