»OBSERVER« Topstory

„Ich fühle eine große Unabhängigkeit in mir!“

Dr. Helmut Brandstätter, Neo-Chefredakteur der Tageszeitung „Kurier“, stellte sich im Rahmen des »OBSERVER«-Cercle den Fragen von Kunden und Partnern des Medienbeobachtungsunternehmens.

„CSI Kurier“ nennt sich eine drei Reporter starke Truppe um den mehrfach ausgezeichneten Sportreporter Rainer Fleckl, die der Tageszeitung „Kurier“ hinkünftig mehr Exklusivgeschichten bescheren soll. „CSI Kurier“ ist aber nur eine vor mehreren Initiativen, die Neo-Chefredakteur Dr. Helmut Brandstätter in den ersten Monaten seiner Amtszeit gesetzt hat, wie der Jurist anlässlich der siebenten umgekehrten Pressekonferenz im Rahmen des »OBSERVER«-Cercle betonte. Brandstätter, seit fünf Monaten Chefredakteur der Wiener Tageszeitung stellt sich den Fragen von »OBSERVER«-Geschäftsführer Mag. Florian Laszlo sowie der Gäste des »OBSERVER«-Cercle. Es sei – betonte Brandstätter gleich zu Beginn – eine große Ehre und Herausforderung gewesen, den „Kurier“ als Chefredakteur zu übernehmen. Und ein „tolle Aufgabe“ sei ein tägliches Printmedienprodukt obendrein. Nun gelte es, „kleine Strukturveränderungen“ vorzunehmen und – Beispiel „CSI Kurier“ – die eine oder andere Innovation zu implementieren. Wie etwa auch den nigelnagelneuen Newsroom, in dem „Offliner“ und kurier.at-Redakteure zusammen in einem Großraumbüro sitzen und von den kurzen Wegen profitieren.

Helmut Brandstätter, seit fünf Monaten Chefredakteur der Tageszeitung „Kurier“, mit »OBSERVER«-Geschäftsführer Mag. Florian Laszlo bei der siebenten Auflage der umgekehrten Pressekonferenz im Rahmen des »OBSERVER«-Cercle: „Wir sind natürlich eine Qualitätszeitung.“

Unabhängigkeit ist gegeben

„Wir nehmen unsere Leser ernst“, lässt Brandstätter erst gar keine Zweifel darüber aufkommen, wer in seinem Bestreben, den „Kurier“ besser zu machen, an erster Stelle steht. Dass der „Kurier“ von seinen Eigentümern abhängig sei und deshalb keinen unabhängigen Journalismus betreiben könne, hört der langjährige Chef des deutschen Nachrichten-TV-Senders n-tv deshalb gar nicht gern: „Ich habe die Herren Treichl und Cernko von der Erste Bank und der Bank Austria gefragt, ob sie den Eindruck haben, dass die Raiffeisenbank im „Kurier“ bevorzugt behandelt wird, und sie haben verneint.“ Ergo fühlt Brandstätter „eine große Unabhängigkeit“ in sich. Eine Unabhängigkeit, die er bei anderen Tageszeitungen, vor allem im Boulevardsegment nicht erkennen kann, wenn Bundesministerien millionenschwere Kampagnen in „Kronen Zeitung“, „Heute“ und „Österreich“ schalten, und dann redaktionell wohlwollend behandelt werden.

„Kurier“-Chefredakteur Helmut Brandstätter im Rahmen der umgekehrten Pressekonferenz in den Räumlichkeiten des Medienbeobachtungsunternehmens »OBSERVER«: „Relevanz ist für mich das entscheidende Wort.“

Opinion-Leader-Offensive

Neben redaktionellen Maßnahmen wie „CSI Kurier“ will Brandstätter auch den Vertrieb direkt ankurbeln: „In Tirol und Oberösterreich, wo die jeweiligen Platzhirsche traditionell stark sind, verkaufen wir erschreckend wenig.“ Um in den beiden Bundesländern, wo Brandstätter grundsätzliches Potenzial ortet, „weil unsere Marke sehr bekannt ist“, öfter über den Ladentisch zu wandern, will Brandstätter die regionale Berichterstattung ausbauen. Insgesamt ist Brandstätter, der den „Kurier“ „natürlich als Qualitätszeitung“ versteht, bestrebt, eine Aufmachung zu finden, „die noch mehr einer Qualitätszeitung entspricht“. Die Berichterstattung auszuweiten, sei dabei aber nicht das primäre Thema: „Wir werden nicht mehr Redaktion liefern, als bisher: Das macht eine Qualitätszeitung nicht aus.“ Vielmehr stehe die Relevanz des Gebotenen im Fokus: „Relevanz ist für mich das entscheidende Wort.“ Die Zielsetzung der Gesamtmaßnahmen und zwar ganz egal, ob in Wien oder in den Bundesländern, lautet „Opinion-Leader-Offensive“. Um von den Meinungsbildern vermehrt gelesen zu werden, bedürfe es aber auch eines Aktualitätsschubs: „In der iPad App wird es 2011 eine Mittagsausgabe des „Kurier“ geben“, kündigt Brandstätter an, der hofft, die Investitionen in Apps zurückzuverdienen: „Das Verschenken von journalistischen Leistungen halte ich für falsch. Das iPad-App-Abo wird die Hälfte des Abos der Print-„Kurier“ kosten.“

Auf Grund des Wintereinbruchs in Wien schafften es diesmal nicht ganz so viele Gäste zur umgekehrten Pressekonferenz im Rahmen des »OBSERVER«-Cercle wie sonst.

Lügen und dabei erwischt werden

In Zusammenhang mit PR-Agenturen empfindet Brandstätter „Lügen und dabei erwischt zu werden“ als absolute No-Go’s. Und auch „fade Geschichten“, die von PR-Agenturen lanciert werden, seien uninteressant und würden nie und nimmer den Weg ins Blatt finden. Brandstätter: „Insgesamt bin ich für die Pflege eines fairen, offenen Verhältnisses zwischen Medien und PR-Agenturen. Jeder soll wissen, woran er ist.“

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