1. Journalisten sind in der privilegierten Position, einen abwechslungsreichen Job auszuüben: Was gefällt Ihnen noch an Ihrem Beruf?
Unser Arbeitsklima bei den Salzburger Nachrichten. Der gegenseitige Respekt unter Kollegen, von denen viele zu sehr guten Freunden und Freundinnen wurden.
2. Wo viel Licht ist, ist meist auch viel Schatten: Was sind die Schattenseiten des Journalistenberufs?
Dass man keine Freizeit hat, wenn man sie sich nicht in den Terminkalender einträgt. Vielleicht ist es aber auch bereits eine Schattenseite, dass man als leidenschaftlicher Journalist sogar in der Freizeit nicht abschalten kann, sondern ständig „in Geschichten für die Zeitung“ denkt. Aber das Schlimmste ist natürlich, wenn man über menschliche Tragödien berichten muss.
3. Was treibt Sie in Ihrem Beruf als Journalist an?
Die Verantwortung dem Leser gegenüber, ihm mitzuteilen was tatsächlich vor sich geht. Was keine große Sache ist – im Gegensatz zu der Tatsache, dass anderswo Journalisten ihr Leben riskieren, weil sie für die Menschen und nicht für die Diktatoren und Konzerne schreiben.
4. Wenn Sie Presseaussendungen zugeschickt bekommen, welche Themenfelder interessieren Sie da besonders und welche interessieren Sie überhaupt nicht?
Ich neige dazu, Presseaussendungen nur zu überfliegen. Manche werden erst dann interessant, wenn man andere liest. Dann kann man Entwicklungen erkennen – positive wie negative. Diese Entwicklungen gilt es dann dem Leser klar und deutlich zu beschreiben. Verloren hat man als Journalist dann, wenn man nur noch gefilterte Einzelmeldungen in die Zeitung setzt. Dann wäre man nur noch Korrektor.
5. Wie werden Sie im Berufsalltag am liebsten mit PR-Aussendungen, Informationen und Einladungen versorgt?
Per Email ist ok. Auch wenn es täglich hunderte sind. Weshalb das Wesentliche in den ersten drei Sätzen erklärt sein sollte.
6. An welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit sind Sie in Ihrem Job am ehesten ansprechbar und wann sollte man Sie besser nicht kontaktieren?
Jede Woche ist anders. Manchmal geht es zu wie im Hühnerstall und kurz darauf gönnt mir der liebe Gott eine unsichtbare Firewall.
7. Was können Sie in Zusammenhang mit PR-Agenturen gar nicht leiden?
Wenn PR-Agenturen auftreten, als ob es nichts Wichtigeres als Ihren Klienten auf der Welt gäbe.
8. Können Sie sich an einen Fall erinnern, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder PR-Stelle geärgert haben?
So was kommt immer dann vor, wenn der oben beschriebene Fall eintritt und noch dazu kommt, dass man währenddessen gedanklich mit einer tatsächlichen Tragödie befasst ist. Einmal hat sich etwa eine Agentur telefonisch gemeldet, es sei eine „Katastrophe“, weil bei einem lapidaren Nachbericht über eine Modeschau nur drei von vier Modemarken im Text erwähnt wurden – und persönlich saß mir gerade eine krebskranke Jugendliche gegenüber. Sie hat gerade erzählt: „Mami weint so viel in der Nacht. Wahrscheinlich, weil ich nur noch ein Jahr zu leben habe.“
9. Erinnern Sie sich auch an einen Fall, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder eine PR-Stelle gefreut haben?
Das sind jene, die sagen: „Was es wiegt, das hat es.“ Also, wenn sie mit ihrem Anliegen, aus welchen Gründen auch immer nicht durchdringen und dass auch einsehen. Diese werden leider immer weniger, weil sie offenbar von ihren Auftraggebern arg unter Druck.
10. Was zeichnet für Sie eine gute PR-Agentur oder einen guten PR-Berater aus?
Es mag zwar paradox klingen, weil PR-Agenturen meist dazu da sind, etwas besser zu verkaufen ist, als es ist: Aber am besten arbeite ich mit jenen zusammen, die ehrlich sind. Jene, von denen ich weiß: Die haben nicht vor, mich zu täuschen, indem sie wichtige Informationen vorenthalten, die für die Leser wichtig wären.
11. Worauf sollten PR-Agenturen Ihrer Ansicht nach ihr Hauptaugenmerk in Sachen Medienarbeit legen?
Sie sollten inzwischen grundsätzlich Mitleid mit den Redaktionen haben – und sich stets bewusst sein: Früher gab es viele Journalisten und wenig PR-Agenturen. Heute gibt es viel weniger Journalisten und viel, viel mehr PR-Agenturen.
12. Wie würden Sie Ihre Aufgabe bei „Dahoam“ charakterisieren?
Meine Aufgabe ist „Dahoam“ ist wunderschön. Mit diesem Magazin macht man sich nur Freunde. Weil es sich wieder mit den Wurzeln unseres menschlichen Daseins befasst – und vor allem die Zusammenarbeit mit den älteren Autoren, deren Wissen unbezahlbar ist, kann man mit „Luxus, den man mit Geld nicht bezahlen kann“, bezeichnen. Sie mahnen immer zur Ruhe. Am Telefon kann man etwa mit Sepp Forcher gar nichts besprechen. Da kann man nur ausmachen, wann man sich auf ein Glaserl Wein zusammensitzt, um eine Geschichte in Ruhe zu besprechen.
13. Wofür steht „Dahoam“ in wenigen Worten und was macht es als Medium unverwechselbar?
Es ist das Gegenteil von Geschichten, mit denen Waren wertvoll gemacht werden. Wir lenken die Aufmerksamkeit auf einfache Lösungen und wahre Werte. Und vor allem: Wir bilden garantiert keine Scheinwelten ab, wie das bei vielen Magazinen übers Landleben der Fall ist. Bei uns liest man auch, dass es auf dem Land ganz schön stinken kann, dass es harte Arbeit ist, Werte auf dem Land zu schaffen. Und dass man all das zusammen trotzdem als Lebensqualität begreifen kann – nein: muss.
14. Wenn Sie nicht Journalist wären, welchen Beruf würden Sie dann gerne ausüben?
Wahrscheinlich PR-Berater. Weil ich ziemlich genau weiß, wie man mit Journalisten umgehen sollte, um den Lesern gute Geschichten bieten zu können.
Ad personam
Beruflicher Werdegang: Seit 1998 bei den Salzburger Nachrichten, zunächst verantwortlich für das lokale Freizeitmagazin Life und Lokalredaktion, seit 2013 mit meiner Kollegin Alexandra Dasch mit der redaktionellen Leitung von Dahoam, unserem Hochglanzmagazin pur sowie dem Freizeit-Ressort im SN-Wochenende betraut. Und Co-Autor einiger Bücher, etwa „Cobra-Prinzip“, „Mächtig, Männlich, Mysteriös“, „In die Suppe gespuckt“ und zuletzt Autor des Buchs „Gut geht anders“ (über den Sonnentor-Chef Johannes Gutmann).
Geburtsdatum: 13. September 1969
Hobbys: Ich habe eine seltsame Obsession: Ich liebe alles, was mit Frankreich zu tun hat. Es gibt Freunde, die behaupten, ich sei im falschen Land gefangen – ich sei quasi ein „Transnationaler“ . Ich sag‘ dann immer: Österreich ist meine Mutter, Frankreich meine Geliebte.
Lieblingsort in Österreich: Meine Geburtsstadt Braunau. Hier wird noch nach dem Motto „Small is beautyful“ gelebt. Sehr unaufgeregt also. Die Stadt ist sehr schön. Und der Inn fließt nirgendwo so schön, wie hier.
Lieblingsort weltweit: Da schwanke ich zwischen zwei Inseln. Grönland und La Reunion. Und weil ich mich nicht entscheiden kann, ist es wohl tatsächlich die Belle Ile vor der Südküste der Bretagne. Ein magische Insel mit wunderbaren Menschen.
Lieblingsautor: Heinrich Heine, Frederic Beigbeder
Lieblingsgetränk: Wein
Lieblingsessen: Schmorgerichte
Lieblingsfilm: „Alexandre, der Lebenskünstler“ und „Das Glück liegt in der Wiese“
Lieblingsschauspieler: Auch wenn er peinlich geworden ist: Gerard Depardieu (aber ich glaub, der spielt das alles derzeit nur ;-))
Peter Gnaiger ist redaktioneller Leiter des Wohlfühlmagazins „Dahoam“, das den „Salzburger Nachrichten“ beiliegt.
Für Segler u.Nichtsegler: LABSKAUS Seemanngericht
Kartoffel kochen und zerstampfen, Zwiebel anbraten,
Salzgurken klein hacken, Rote Rüben kochen und ebenfalls klein hacken, Corned Beef zermanschen, das alles zusammenmischen und einen Hügel machen, eine Grube
eindrücken und ein Spiegelei hineingeben.
Schaut nicht schön aus, aber es sind viele Vitamine enthalten.
In der Seefahrt des 16 u. 17 Jhd. hatten sich die Zutaten auch
gut an Bord gehalten. Von Zutaten wie getrockneten Schellfisch oder Salzfleisch, möcht ich hier nich reden. Guten Appetit