Am 25. Oktober präsentierte »OBSERVER« im A1 Headquarter zusammen mit seinen Partner:innen, dem PRVA und Ketchum Austria, die Ergebnisse einer Online-Umfrage zu Diversity, Equity & Inclusion in der Kommunikationsbranche, Im Anschluss gab es eine Expert:innen-Talkrunde.
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Zu Beginn der Veranstaltung erörterte Stephan Ifkovits, DEI-Beauftragter bei »OBSERVER«, die Resultate des DEI Stimmungsbarometers. An der Online-Befragung nahmen vom 25. April bis 19. Juli über 200 Personen (75 % weiblich, 23 % männlich, 2 % divers) aus der österreichischen Kommunikationsbranche teil.
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Besonders die Jüngeren erklärten sich bereit, an der Umfrage zu Themen rund um Diversität, Gleichberechtigung und Inklusion teilzunehmen. Mehr als die Hälfte der Befragten (57 %) gehörten entweder zu der Altersgruppe 20 – 29 Jahre (31 %) oder 30 – 39 Jahre (26 %). Ebenfalls mehr als die Hälfte arbeiteten zu dem Zeitpunkt entweder in Kommunikationsagenturen (47 %) oder in Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitenden (15 %).
Ist jemand für DEI zuständig?
Knapp zwei Drittel der Teilnehmenden (63 %) gaben an, dass ihr Unternehmen bereits eine DEI-beauftragte Person hat. Besonders erfreulich: In 73 % der Fälle ist diese Zuständigkeit im Management angesiedelt und kann somit direkt auf das Geschäft positiv einwirken.
Die Umsetzung der Konzepte ist aber noch ausbaufähig. So gaben fast die Hälfte der Befragten (45 %) zu, dass ihre Organisation aktuell noch keine DEI-Strategie besitzt oder diese zumindest mit dem eigenen Team nicht teilt.
Gendergerechte Sprache ist noch keine Norm
Die Umfrage zeigt weiters, dass zwar bereits 76 % der Unternehmen in der Schrift einheitlich mit Doppelpunkt oder Sternchen gendern, aber gerade in der verbalen Kommunikation noch Luft nach oben ist. So gibt nur die Hälfte (50 %) an, auch gendergerecht zu sprechen.
„Gerade wir als Kommunikator:innen müssen bei einer gendergerechten Sprache Vorreiter:innen sein. Sprache schafft Bewusstsein, und daher gilt es Frauen in unserer Sprache aktiv Raum zu geben. Es freut mich, dass wir unsere Idee vom Anfang dieses Jahres umsetzen konnten und jetzt ein aktuelles Stimmungsbild zum Thema DEI erhalten haben. Wir unterstützen gerne alle weiteren Schritte, um Diversität, Gleichstellung & Inklusion als selbstverständliche Parameter zu platzieren“, so Stephan Ifkovits, Head of Communications und DEI-Beauftragter bei »OBSERVER« Brand Intelligence.
Erfahrungen mit Diskriminierung sind häufig, Konsequenzen für Täter:innen eher selten
In Bezug auf Diskriminierung und/oder Belästigung in der Branche berichteten fast die Hälfte (42 %), Belästigungen in den letzten 10 Jahren (mit-)erlebt zu haben. Weitere 10 % sprachen von rassistischen und 7 % von homophoben Erlebnissen. Nur 16 % gaben an, noch nie dergleichen erlebt oder mitbekommen zu haben. Die Möglichkeit, den erlebten Vorfall in der Online-Umfrage zu schildern, wurde 32 mal wahrgenommen.
Auf die Frage, ob es Konsequenzen für die an den Vorfällen beteiligten Personen gab, antworteten 59 % mit „Nein, nicht dass ich wüsste“. Weitere 15 % berichteten von klärenden Gesprächen ohne anschließenden Änderungen. Häufig hat sich der Vorfall auf die diskriminierte Person ausgewirkt, indem sie selbst gekündigt wurde (5 %) oder selbst gekündigt hat (3 %). In nur 1 % der Fälle ist die beschuldigte Person gekündigt worden.
„Die Umfrage zeigt, dass Diskriminierung in unserer Branche kein Einzelfall ist. Von Machtmissbrauch können alle Hierarchiestufen betroffen sein, außer die, die ganz oben stehen. Umso wichtiger ist es als Führungskraft, reflektiert und solidarisch zu sein. Jeder Vorwurf von Diskriminierung muss ernst genommen, untersucht und mit Konsequenzen sanktioniert werden. Ich will mit der Branche und deren Führungskräften einen Raum schaffen, in dem Diskriminierung keinen Platz hat“, so Manisha Joshi, Business Director und Head of DEI bei Ketchum.
Dass die Kommunikationsbranche ein Sexismus-Problem hat, wurde zusammenfassend von 38 % bejaht. Weitere 37 % antworteten mit „teils, teils“, 16 % fanden die Aussage eher nicht und 9 % überhaupt nicht zutreffend.
Das erhobene Stimmungsbild zeigt deutlich, dass es zum Schutz der kommenden Generationen weitere Maßnahmen gegen Diskriminierung und Belästigung braucht und es bei Themen wie DEI-Strategie sowie gendergerechter Sprache noch viel Luft nach oben gibt.
„Diese Umfrage innerhalb der Branche ist für uns ein wichtiger erster Schritt, um zum Thema Diversity Management aktiv zu werden. Nur auf Basis von Daten sehen wir, worin die größten Herausforderungen derzeit liegen und an welchen Stellen Lösungen benötigt werden. Wir müssen als Branche einen Raum schaffen, in dem Diskriminierung keinen Platz hat. Dafür braucht es uns alle. Wir setzen uns für eine diskriminierungsfreie Kommunikationsbranche ein, wollen Bewusstsein für das Thema schärfen, den konstruktiven Dialog fördern und Best Practices vor den Vorhang holen. Darüber hinaus haben wir Maßnahmen wie die Überarbeitung des PRVA-Ehrenkodex und einen PR-Radar geplant“, so Ingrid Gogl, PRVA Präsidentin.
Ab sofort bringt PRVA-Vorstandsmitglied Elisabeth Dal-Bianco verstärkt ihre Expertise zum Thema Diversity, Equity & Inclusion ein und fungiert als erste Anlaufstelle im Verband.
Kommunikationsexpert:innen diskutieren Ergebnisse
Im Anschluss an die Präsentation wurden die Ergebnisse mit hochkarätigen Kommunikator:innen diskutiert, darunter Verena Binder-Krieglstein, Head of Employee Experience / A1 Telekom Austria AG; Manisha Joshi, Business Director & Head of Diversity, Equity & Inclusion / Ketchum Austria; Lisa Kulmer, Anwältin und Expertin für Arbeitsrecht / DORDA Rechtsanwälte; Herrmann Sporrer, Co-Founder / Sheconomy & WEconomy; Irmgard Wetzstein, Academic Director Management & Digital Business / FH St. Pölten.
Moderiert wurde die Diskussionsrunde von Ingrid Gogl, PRVA-Präsidentin.