Die Ethik-Expertin löst Thomas Bauer als Vorsitzende ab. Sabine Einwiller, Sabine Längle und Angelika Rädler komplettieren als neue Mitglieder des Ethik-Rats das Team.
Der Österreichische Ethik-Rat für Public Relations eröffnet das Jahr 2016 mit einer neuen Vorsitzenden, einem anspruchsvollen Programm und einem auf insgesamt 12 Mitglieder erweiterten Team. Österreichs wichtigste Instanz zur Verankerung ethischer Prinzipien und Wertehaltungen in der Kommunikation will damit eine Verbreiterung an behandelnden Themen und eine verstärkte Wirkung angesichts der veränderten Medienlandschaft erreichen. Gabriele Faber-Wiener, Gründerin des Center for Responsible Management und ehemalige Kommunikationschefin von Ärzte ohne Grenzen bzw. PRVA-Präsidentin in den Jahren 2003 bis 2005, übernimmt den Vorsitz von Thomas A. Bauer. Der emeritierte Professor am Institut für Publizistik hat per Ende 2015 sein Amt als Vorsitzender des PR- Ethik-Rats zurückgelegt, da er aufgrund der Übernahme eines umfangreichen EU-Programms den Großteil des Jahres in Südostasien verbringen wird.
„Gabriele Faber-Wiener steht für fundierte Kompetenz zu allen Fragen der Ethik in der Kommunikation. Sie ist durch ihre langjährige Branchenerfahrung in führenden Positionen, durch ihre Rolle als frühere PRVA-Präsidentin und insbesondere durch ihre einschlägige akademische Ausbildung geradezu prädestiniert dazu, den PR-Ethik-Rat in dieser wichtigen Phase zu steuern“, betont Susanne Senft, PRVA-Präsidentin und Vorsitzende des PR-Ethik-Rat-Trägervereins. „Gabriele Faber-Wiener hat zwei internationale Masterstudien in Business Ethics und CSR absolviert, publiziert und unterrichtet die Thematik an mehreren Universitäten und Ausbildungsinstitutionen in Österreich und Deutschland. Zudem kennt sie den PR-Ethik-Rat seit Jahren von innen und ist mit dessen Themen und Fällen bestens vertraut. Wir freuen uns, dass wir sie für diese Funktion gewinnen konnten.“
Gabriele Faber-Wiener wird gemeinsam mit Brigitte Mühlbauer – seit Februar 2015 stellvertretende Vorsitzende des PR-Ethik-Rats – das Selbstkontrollorgan der Branche nach außen repräsentieren. Der Rolle der Ethik wie auch der des PR-Ethik-Rats kommt ihres Erachtens in den nächsten Jahren eine stark wachsende Bedeutung zu: „Wir haben viele neue Formen der organisierten Kommunikation, bei denen die ethischen Grenzen verschwimmen bzw. teilweise sogar eine bewusste Täuschung der Rezipienten als Konzept dahintersteht. Durch die immens rasche Veränderung der Kommunikationskanäle und -technologien sind oft noch keine oder nur unzureichende Regeln und Gesetze vorhanden, denn Gesetze entstehen immer erst nach einem entsprechenden Diskurs. Genau dort, wo keine gesetzlichen Regelungen vorhanden sind, ist Ethik umso mehr gefragt, und zwar Ethik im ureigensten Sinn als kontinuierliche, systematische Reflexion des eigenen Tuns und seiner Grenzen“, so Faber- Wiener.
Aktivitäten des PR-Ethikrat werden ausgeweitet
Der PR-Ethikrat wird dementsprechend seine Aktivitäten inhaltlich ausweiten und in drei strategische Richtungen fokussieren: Vertiefung, Verstärkung, Verbreiterung. Konkret bedeutet dies, die Watch-dog-Funktion weiter zu führen und Übertretungen zu verfolgen und aufzuzeigen. Darüber hinaus will der PR-Ethik-Rat vermehrt Anleitung und Hilfestellung für Kommunikatoren geben und über die Vermittlung von Know-how für ethische Parameter sensibilisieren. Inhaltliche Schwerpunkte werden nicht zuletzt die ethischen Dilemmata und Grenzbereiche in der digitalen Kommunikation sein.
Der Einfluss und die Legitimierung des PR-Ethik-Rats soll durch einen neuen Beirat verstärkt werden, in dem wesentliche Körperschaften Österreichs vertreten sind. Den Anfang machen die Industriellen- vereinigung, die Wirtschaftskammer, der VKI und der Österreichische Presserat.
Auch international ist eine Verbreiterung geplant: Durch verstärkte Kooperation und Austausch mit an- deren vergleichbaren Institutionen soll den mittlerweile nicht mehr vorhandenen Grenzen der Kommunikation auch grenzenlose Zusammenarbeit rund um den Umgang mit ethischen Dilemmata entgegengesetzt werden.
Drei neue RätInnen
Um das ambitionierte Programm und insbesondere die profunde Bearbeitung der Beschwerdefälle zu gewährleisten, hat der PR-Ethik-Rat außer der neuen Vorsitzenden drei neue Mitglieder: Sabine Einwiller, Professorin für Public Relations Forschung an der Universität Wien, stellt die Brücke zum aktuellen wissenschaftlichen Geschehen dar. Die studierte Psychologin promovierte und habilitierte an der Universität St. Gallen, forschte und lehrte mehrere Jahre in den USA und in Deutschland und arbeitet heute am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien. In ihrer Forschung konzentriert sie sich auf die Analyse von Einflussfaktoren auf die Unternehmensreputation und das Vertrauen in Unternehmen.
Sabine Längle, Richterin am Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien, folgt Barbara Helige und steht für die juristische Kompetenz und Perspektive im Rat. Sie studierte neben Rechtswissenschaften auch Publizistik und Theaterwissenschaften. Seit 2003 ist sie innerhalb der Österreichischen Richtervereinigung Vorsitzende der Fachgruppe Zivilrecht und sammelte parallel dazu Erfahrungen am Europäischen Gerichtshof in Luxemburg.
Angelika Rädler, verantwortlich für die Kommunikation der Oesterreichischen Entwicklungsbank (OeEB), übernimmt die Rolle von Michael Opriesnig und vertritt die Sichtweise von NGOs. Die gelernte Kommunikationswissenschafterin war vor ihrer jetzigen Tätigkeit viele Jahre für die Medienarbeit und das Campaigning von Amnesty International verantwortlich sowie als Pressesprecherin von CARE aktiv.
Die Mitglieder des nunmehr 12-köpfigen PR-Ethik-Rates: Gabriele Faber-Wiener (Vorsitzende), Brigitte Mühlbauer (stv. Vorsitzende), Josef Barth, Sabine Einwiller, Michaela Huber, Peter Kleemann, Christian Kollmann, Sabine Längle, Angelika Rädler, Christian Schrofler. Peter Steinberger, Doris Christina Steiner.
Freiwillige Selbstkontrolle
Der Österreichische Ethik-Rat für Public Relations steht für die freiwillige Selbstkontrolle der heimischen PR- Fachleute. Er überwacht die Einhaltung ethischer Grundsätze in der Öffentlichkeitsarbeit, untersucht Streitfälle, zeigt Fehlverhalten und Missstände auf. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt darin, Positionen, Prinzipien und Definitionen ethisch korrekten Verhaltens in der PR auszuarbeiten und zu publizieren. Besonders gilt dies für jene Bereiche, in denen ethische Standards (noch) fehlen oder unklar definiert sind. Der PR-Ethik-Rat wird aufgrund von Beschwerden tätig und greift auch selbst Fälle auf. Dem Rat gehören 12 Mitglieder aus allen Bereichen der Gesellschaft an.
Die neue Vorsitzende des PR-Ethik-Rats Gabi Faber-Wiener mit ihrer Stellvertreterin Brigitte Mühlbauer (links) und der Vorsitzenden des Trägervereins, PRVA-Präsidentin Susanne Senft (rechts) © Jana Madzigon