Journalist im Portrait

„Aussendungen müssen gar nicht sein. Informationen bekomm ich am liebsten persönlich.“

Anna-Maria Wallner, Journalistin bei der Tageszeitung „Die Presse“, ist die zehnte Trägerin des Alfred Geiringer-Stipendiums, eines von der Austria Presse Agentur gestifteten Fonds zur journalistischen Weiterbildung.

1. Journalisten sind in der privilegierten Position, einen abwechslungsreichen Job auszuüben: Was gefällt Ihnen noch an Ihrem Beruf?

Morgens nie zu wissen, was der Tag bringen wird. Und die Möglichkeit einzigartige Blicke in Lebenswelten und Ereignisse zu bekommen und natürlich interessante Menschen zu treffen (allerdings, was wenige zugeben: man trifft als Journalist ebenso häufig uninteressante Leute).

2. Wo viel Licht ist, ist meist auch viel Schatten: Was sind die Schattenseiten des Journalistenberufs?

Derzeit vorwiegend die schlechte Stimmung. Zwischenzeitlich fühlt man sich wie auf einem sinkenden Schiff. Und die Tatsache, dass aufgrund des Spardrucks immer weniger Journalisten immer mehr Texte produzieren müssen – wer einen Qualitätsanspruch an sich selbst hat, leidet darunter, dem nicht (immer) gerecht werden zu können.

3. Was treibt Sie in Ihrem Beruf als Journalist an?

Die Neugier, die Motivation, als erste Informationen zu bekommen – und die Freude am Verfassen von Texten, die jedenfalls besser formuliert sind als Beipackzettel.

4. Wenn Sie Presseaussendungen zugeschickt bekommen, welche Themenfelder interessieren Sie da besonders und welche interessieren Sie überhaupt nicht?

Puh, was für eine Frage. Ich lese Presseaussendungen nur in meinem Bereich, also in Medienbelangen – und meistens überflieg ich sie nur kurz.

5. Wie werden Sie im Berufsalltag am liebsten mit PR-Aussendungen, Informationen und Einladungen versorgt?

Aussendungen müssen gar nicht sein. Informationen bekomm ich am liebsten persönlich. Einladungen per Mail mit automatischem Anmeldelink – nur ja nicht mehr per Post. Schade um Papier und Kuvert.

6. An welchem Wochentag und zu welcher Tageszeit sind Sie in Ihrem Job am ehesten ansprechbar und wann sollte man Sie besser nicht kontaktieren?

Die Presse erscheint sieben Tage die Woche, Wochenende gibt’s also praktisch nicht. Schwieriger wird’s dafür bei den Zeiten, aber Hauptsache nicht zwischen 15 und 17 Uhr, also mitten in der Abgabezeit. Dafür geht’s danach bis open end, ich mache auch schon mal Interviews via Telefon um 23 Uhr.

7. Was können Sie in Zusammenhang mit PR-Agenturen gar nicht leiden?

Anruf um 16.30 Uhr und der Satz: „Wir haben Ihnen eine Presseaussendung geschickt und wollten fragen, ob Sie die erhalten haben“.

8. Können Sie sich an einen Fall erinnern, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder PR-Stelle geärgert haben?

Kein konkreter, was jedenfalls nicht geht, wenn das Gegenüber das Produkt nicht kennt und völlig abwegige Dinge vorschlägt, die nicht in die Zeitung passen.

9. Erinnern Sie sich auch an einen Fall, wo Sie sich ganz besonders über eine PR-Agentur oder eine PR-Stelle gefreut haben?

Eigentlich nicht.

10. Was zeichnet für Sie eine gute PR-Agentur oder einen guten PR-Berater aus?

Puh, muss ich mir darüber Gedanken machen?

11. Worauf sollten PR-Agenturen Ihrer Ansicht nach ihr Hauptaugenmerk in Sachen Medienarbeit legen?

Sie sollten den Unterschied zwischen Schleichwerbung und objektiver Geschichte kennen.

12. Wie würden Sie Ihre Aufgabe bei „Die Presse“ charakterisieren?

Medienbeobachterin, Themenscannerin, Serienjunkie und in der „Presse am Sonntag“: Frau für (fast) alles

13. Wofür steht „Die Presse“ in wenigen Worten und was macht sie als Medium unverwechselbar?

Ein modernes Traditionsblatt mit Kernkompetenz in Politik, Wirtschaft, Kultur und Wien-Berichterstattung, das sich als einzige Tageszeitung im Land traut, Themen anders aufzugreifen.

14. Wenn Sie nicht Journalist wären, welchen Beruf würden Sie dann gerne ausüben?

Rechtsanwältin wollte ich eine Zeit lang während des Studiums werden. Ein Großmädchentraum wäre aber, ein eigenes Lokal oder eine Buchhandlung zu betreiben.

 

Ad personam

Beruflicher Werdegang: Jusstudium in Wien, 2010 berufsbegleitendes Postgraduate in Medien- und Informationsrecht. Erste Berufserfahrung mit Gerichtsjahr und Praktikum in der Volksanwaltschaft, seit 2006 in der „Presse“, zuerst Chronik, seit 2010 Medien und Feuilleton und Teil des Kernproduktionsteam der „Presse am Sonntag“

Geburtsdatum: 18.September 1982

Hobbys: Ich habe keine Hobbys, weil Lesen und Medien konsumieren wohl kaum als Hobby durchgeht …

Lieblingsort in Österreich: in Reminiszenz an den Ferienhort, im dem ich jeden Sommer meiner Kindheit verbracht habe: Wolfgangsee, Blick auf die schlafende Griechin

Lieblingsort weltweit: Tel Aviv

Lieblingsautorin: Sibylle Berg

Lieblingsgetränk: Kaltes, klares Wasser

Lieblingsessen: Butterbrot mit Salz und Kresse

Lieblingsfilm: „Radetkymarsch“ von Axel Corti

Lieblingsschauspielerin: Birgit Minichmayr

Wallner Annamaria

Anna-Maria Wallner von „Die Presse“ wird täglich angetrieben von „der Neugier und der Motivation, als erste Informationen zu bekommen“.

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