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Die historische Bedeutung der Medienbeobachtung

Die historische Bedeutung der Medienbeobachtung.Schnitzler zählte zu den ersten Kunden der neuen Dienstleistung im Jahr 1896 und sein Clipping-Nachlass ist die Grundlade für ein literatur- und medienwissenschaftliches Werk, das die vergangene Zeit hautnah wiederauferstehen lässt.
Die erste deutsche Monolognovelle „Lieutnant Gustl“ war zunächst vor allem ein Medienergenis im Zeitalter beginnender Massenkommunikation. So beginnt Dr. Ursula Renner ihre „Dokumentation eines Skandals – Arthur Schnitzlers Leutnant Gustl“ als Sonderdruck zum Hofmannsthal Jahrbuch zur europäischen Moderne und sagt schon sehr viel über die Bedeutung, die die Medienbeobachtung seit damals hat.

Schon 1896 gab der bekannte Autor einen »OBSERVER«-Auftrag, um seine Wirkung in den Medien dokumentieren zu können. Er war sich der Bedeutung der Medien ebenso bewußt, wie der Unmöglichkeit alles selbst zu lesen. Nicht weniger als 21.000 Medienbelege finden sich in seinem Nachlass, der in der Special Collection der Old Library der University of Exeter, England, aufbewart wird. Die 175 den Leutnant Gustl betreffenden Medienbelege wurden detailliert ausgewertet und bieten die Möglichkeit des Nacherlebens der Umstände von damals.

Gustl als Medienereignis

Anhand dieser Monolog-Novelle lässt sich die Bedeutung der Medien für die öffentliche Wahrnehmung eindrucksvoll nachweisen. Eine erste Lesung im November des Jahres 1900 durch den Autor zeitigte kaum Reaktionen. Als der Text in der Weihnachtsausgabe der Neuen Freien Presse am 25. Dezember 1900 veröffentlicht wurde, gab es zahlreiche und heftige Reaktionen. Schnitzler kam so zu weiterer Bekanntheit, ähnlich heutigen Künstlern und festigte auch seine „Marke“ als Schriftsteller, der an und über Grenzen ging.

Lückenlose Dokumentation durch Mediendaten

Eine reine Sammlung von Zeitungsexemplaren oder ausgeschnittenen Artikeln würde sich einer weiteren Aufarbeitung dimensionsmäßig wohl entziehen. Da schon damals die Medienbeobachtung in ihren Dokumentationsberichten neben dem Abbild des Artikels oder dem Artikel selbst auch die Mediendaten liefert, können sämtliche Informationen in Relation gesetzt werden und ermöglichen damit eine Analyse und Rekonstruktion der damaligen Ereignisse.

Renner reichert die Dokumentation mit Auszügen aus dem Tagebuch Schnitzlers und brieflicher Korrespondenz an, die sich mitunter auch auf mediale Reaktionen beziehen.

Internationale Beobachtung

In Österreich-Ungarn fast selbstverständlich verfügte der Gründer Alexander Weigl über eine Filiale in Budapest. Aber auch über Vertretungen in Berlin, Chicago, Genf, London, Newyork, Paris, Rom und Stockholm. Damit fast die gesamte damals international relevante Welt abgebildet werden. 50 Zeitungsausschnitte kosteten übrigens 15,- Kronen, was nach heutiger Kaufkraft rund 90 Euro entsprechen würde. Somit ist die Medienbeobachtung in mehr als 100 Jahren nur marginal teuer geworden.

Wenn Sie Interesse an dem Sonderdruck aus dem Rombach Verlag haben, stellen wir gerne den Kontakt zur Autorin her.

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