Journalist im Portrait

Marius Perger – Börsen-Kurier

Österreichs Finanzwochenzeitung. Marius Perger führt den Börsen-Kurier seit 2002 als Chefredakteur und seit 2008 auch als Herausgeber. Die seit 1922 existierende Fachzeitung steht weiterhin im Eigentum von Dr. Herbert Laszlo und hat schon viele Finanzkrisen gesehen und ihre Leser durch diese erfolgreich begleitet.
1. Was ist aus Ihrer Sicht das Schönste am Beruf des Journalisten?

Die abwechslungsreiche, weitgehend selbst bestimmte Tätigkeit.

2. Was ist aus Ihrer Sicht das Schlimmste am Beruf des Journalisten?

Die ungesunde Lebensweise (unregelmäßige Arbeitszeiten, schlechte Ernährung, Stress etc.)

3. Sie bekommen sicher eine Menge Presseaussendungen: Welchen Themen interessieren Sie da ganz besonders?

Alle Themen, die unsere Kernkompetenzen betreffen (Aktien, andere Wertpapiere, Wirtschaftspolitik, Konjunktur, . . .)

4. Welche Presseaussendungen sind für Sie gar nicht verwertbar?

Sehr zeitsensitive Themen, da wir als Wochenzeitung nicht den schnelleren Medien (Internet, Tageszeitung) hinterher hecheln wollen und Themen, die nicht zu unseren Inhalten passen.

5. Wie werden Sie am liebsten mit Informationen und Einladungen versorgt?

eindeutig und ausnahmslos eMails

6. Was zeichnet aus Ihrer Sicht eine gute PR-Agentur aus?

Gezielte und nicht lieblos gestreute Information; persönliche Adressierung (keine Massenmails)

Persönliche Ansprache. Diese setzt allerdings voraus, dass die/der PR-Verantwortliche den Journalisten kennt. Es gibt nichts Peinlicheres, als wenn ein/e PR-Verantwortliche/r bei einem persönlichen Treffen (bei Pressekonferenzen ist das noch zu entschuldigen) einen Journalisten nicht erkennt, dessen Bild regelmäßig in der Zeitung abgebildet ist.

Regelmäßige Kontaktaufnahme, auch wenn es einmal nichts Sensationelles gibt, allerdings nicht zu oft, aber ein bis zwei Mal im Jahr.

7. Was sollte ein PR-Verantwortlicher tunlichst vermeiden?

Massenmails, die im Spam-Ordner landen (ebenso solche, die bekanntermaßen aufgrund ihrer Wortwahl im Spam-Ordner landen)

offensichtliche Unkenntnis des betreuten Unternehmens, seiner Produkte oder Personen

die unter 6) und 8) genannten Punkte

8. Orten Sie mitunter handwerkliche Fehler bei Presseaussendungen?

Wenn Sie unter „handwerklich“ jene Fähigkeiten verstehen, die ein PR-Texter beherrschen sollte, dann sehr häufig. Einige Beispiele:
Emails mit einer Betreff-Zeile ohne jegliche Aussage.
Emails, in denen im Text nur die lapidare Bemerkung „Beachten Sie bitte das attachment“ steht,
Rechtschreibfehler in der Aussendung, bis hin zur Verwendung von Schriften in Emails, die nicht in jedem Computer installiert sind. Dann wird z.B. aus einem Umlaut plötzlich irgendein Sonderzeichen und der ganze Text wird unlesbar.

9. Gibt es etwas, was Sie im Zusammenhang mit PR-Agenturen ärgert?

Mangelnde Information über unsere Zeitung, etwa, wenn wir am Telefon gefragt werden, ob es bei uns jemanden gibt, der sich mit Wirtschaft beschäftigt.
Mehrmaliges Nachtelefonieren von Pressekonferenzen

10. Wann – an welchem Wochentag, zu welcher Tageszeit – sind Sie in Ihrem Job am ehesten ansprechbar, wann gar nicht?

Montags nicht, da ist unser Produktionstag, und das gesamte Team steht dann 14 Stunden im Dauereinsatz. Die beste Zeit mich zu erreichen, ist zwischen 16 und 18 Uhr – und zwar von Dienstag bis Freitag.

11. Wie stehen Sie persönlich zu Journalisten-Reisen, aufwendigen Einladungen und wertvollen Geschenken?

Journalistenreisen sind oft Zeitverschwendung (hier spreche ich allerdings als Herausgeber), fast in allen Fällen wären die Inhalte auch von „zu Hause aus“ zu vermitteln. Häufig dürften sie, ebenso wie teure Geschenke, (mehr oder weniger untaugliche) Versuche sein, Journalisten „gnädig“ zu stimmen. Aufwändige Einladungen sind etwas anders zu betrachten: Bei einem (exklusiven) Abendessen im kleinen Kreis mit dem Vorstand werden häufig Themen angesprochen, die bei Großveranstaltungen meist zu kurz kommen.

12. Wie würden Sie Ihre Aufgabe beim Börsen-Kurier charakterisieren?

Ich bin der Redaktionsmanager.

13. Wofür steht der Börsen-Kurier? Was ist der USP des Mediums?

Der Börsen-Kurier ist Österreichs einzige Wochenzeitung für Finanz und Wirtschaft.

14. Ihr Bezug zur Medienbeobachtung?

Etwas gespalten: einerseits erreichen die Inhalte meiner Zeitung damit Empfänger, die die Zeitung sonst nicht lesen würden, was auch zu einer Verbesserung des Bekanntheitsgrades führt. Andererseits kann die Medienbeobachtung für den Vertrieb problematisch sein. Insbesondere, wenn sie in großen Organisationen intern selbst durchgeführt wird und statt mehrerer Abonnements nur mehr ein Exemplar bestellt wird. Das Ziel der Medienbeobachtung ist ja nicht die Ersparnis von Mehrfach-Abonnements, sondern der Überblick über die gesamte Medienlandschaft, wie es ein Medienbeobachtungsunternehmen gewährleistet. Als Kompensation für die Vervielfältigung gibt es das PDN-System des VÖZ, das auch über Medienbeobachter administriert wird.

Ad personam

Beruflicher Werdegang: Studium der Betriebswirtschaft, anschließend in verschiedenen Branchen selbstständig tätig. 1999 Eintritt beim Börsen-Kurier, 2000 Verlagsleiter, 2002 auch Chefredakteur, seit 1.1. 2008 als (einer von zwei) Geschäftsführer(n) der FinanzMedienVerlag Ges.m.b.H. Herausgeber, verantwortlich für Finanzen und weiterhin Chefredakteur

Familienstand: verheiratet, ein Sohn Clemens (9)

Sternzeichen: Löwe

Geburtsdatum: 25/07/1955

Liebllingsmusiker: alt: Vivaldi; auch nicht mehr ganz neu: Cat Stevens

Lieblingsfilmstar: hab’ ich nicht

Lieblingsort in Österreich: Altaussee

Lieblingsort weltweit: Altaussee, außerhalb Österreichs Paris und Prag

Kontakt: mp@boersen-kurier.at

www.boersen-kurier.at

Lessinggasse 21
1020 Wien
Telefon:01 213 22 *851

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