Der Preis für Journalisten wird in den Kategorien TV, Print, Radio und Online verliehen.
Im Wiener Rathaus wurden knapp vor Weihnachten 2013 die Dr. Karl Renner Publizistikpreise vergeben. Preisträger sind in der Kategorie Fernsehen MMag. Georg Ransmayr vom ORF-TV, in der Kategorie Print die Chefredakteurin der „Kleinen Zeitung“, Eva Weissenberger, in der Kategorie Radio, der Ö1-Radiomacher Ernst Weber und in der Kategorie Online, das Politikportal neuwal.com.
Im Rahmen der Preisverleihung gab es viele kritische Worte. So analysierte ÖJC-Präsident Fred Turnheim in seiner Begrüßung das heutige Österreich: „Die europäische Statistikbehörde Eurostat hat festgestellt, dass Österreich, gemessen am Pro-Kopf-Einkommen, das zweitreichste Land in der Europäischen Union ist. Damit gehören wir zu reichsten Ländern der Welt: Aber wir leisten uns kein Wissenschaftsministerium, sparen unser Land zu Tode, zahlen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk den Journalistinnen so wenig, dass sie von dieser Arbeit nicht leben können und schicken noch immer erfahrene Redakteure in die Zwangspension. Der heimische Journalismus ist in den vergangenen Jahren von einsparungswütenden so genannten Medienmanagern in die größte Strukturkrise seit dem Ende des 2. Weltkrieges gejagt worden.“
Der Dr. Karl Renner Publizistikpreis wird in vier Kategorien vergeben. In der Kategorie Print wurden Lisa Mayr („Der Standard“) und Eva Weissenberger („Kleine Zeitung“ Kärnten) nominiert. Der Preis wurde Eva Weissenberger zugesprochen. In einer sehr persönlich gehaltenen Laudatio würdigte die ZiB-Redakteurin Julia Ortner Lisa Mayr und Eva Weissenberger als Vorbilder in der heimischen Print-Landschaft: „Eva Weissenberger hat es geschafft, sich durch ihre Leistungen den Respekt unseres großen Vorbilds Anneliese Rohrer zu gewinnen. Sie ist eine der wenigen die vom ORF von außen angeworben wurde“, so Ortner in der Laudatio. In ihrer Dankesrede sagte Weissenberger: „Es ist eine tolle Auszeichnung, dass auch Journalisten aus den Bundesländern hier in Wien geehrt werden. Auch ich hoffe, dass der Druck der Politik auf den Journalismus in Zukunft abnimmt.“
In der Kategorie Radio kamen alle drei Nominierten von Ö1: Dr. Irene Suchy für „Kastzners Liste. Die Geschichte einer späten Würdigung“ („Dimensionen“) und „‚Wir haben einfach gute Musik gemacht‘. Die Wiener Philharmoniker und ihre NS-Vergangenheit“ („Journal-Panorama“), Dr. Franz Zeller für „Luft-Krieg – Drohnen statt Kampfjets“ („Dimensionen“) und Ernst Weber für sein im Rahmen der „Hörbilder“ ausgestrahltes Feature „Allahu Akhbar in Klagenfurt.“ Der Preis wurde an Ernst Weber vergeben. Der Radiojournalist Weber „liefert die besten Argumente für die Pressefreiheit, die ja dann erst sinnvoll ist, wenn es auch unbequeme und tiefschürfende Journalisten gibt“, so Mag. Johannes Kaup in seiner Laudatio. In seiner Dankesrede ging Weber auch auf die Arbeitsbedingungen bei der Gestaltung seiner nun ausgezeichneten Sendung ein: „Besonders der Versuch der Zensur während meiner Arbeit in Kärnten hat mich dazu bewogen, meine Arbeit dort auch zu Ende zu bringen. Ich habe mir für diese Preisverleihung zwar extra eine neue Hose und ein neues Hemd gekauft, als freier Mitarbeiter wünsche ich mir in Zukunft für uns Freie aber eine Bezahlung für unsere Arbeit, von der wir auch leben können.“
In der Kategorie Fernsehen gab es drei Nominierte: Florian Danner (ProSiebenSat1PULS4), MMag. Georg Ransmayr (ORF Zeit im Bild/Wirtschaftsredaktion), Redaktion „Am Schauplatz“ (ORF-Fernsehen). In seiner Laudatio würdigte Mag. Hans Bürger (Chef der Innenpolitik in der Zeit im Bild-Redaktion des ORF) den Preisträger: „An Georg Ransmayr schätze ich besonders seine ruhige und professionelle Art. Er ist im Haus ein Leistungsträger, der sich nicht über soziale Netzwerke selbst vermarktet. Da er im ORF bereits sowohl für die Wirtschaftsredaktion als auch für die Wissenschaft gearbeitet hat, wäre er wohl auch ein guter neuer Wirtschaftsminister.“
In der Kategorie Online gab es zwei Nominierungen: ORF-Online für das „Projekt Wiener Festwochen“ und die Redaktion des Politikportals neuwal.com. Mag. Helmut Kletzander würdigte beide nominierten Werke als hervorragende journalistische Leistungen. Kletzander über den Preisträger: „Auf neuwal.com findet man eine Form der Politikberichterstattung rund um diverse Wahlen in Österreich, die man in dieser Qualität auch gerne in seiner Tageszeitung finden würde.“ Im Namen der Redaktion meinte deren Leiter, Dieter Zirnig: „Die Herausforderung im digitalen Bereich ist es, eine Struktur in die umfassende Datenmasse zu bringen. Besonders wichtig im sozialen Wandel sind Kooperationen. Sie sind heute von der selben Bedeutung für den Fortschritt, wie es damals die Erfindung der Dampflok war. In Zukunft darf daher Online kein Nebenprodukt sein.“ Projekte, wie neuwal.com bekommen keine Förderungen. Deshalb ersuchte der Laudator die Anwesenden, für den Weiterbestand von neuwal.com zu spenden. Die 200 Festgäste spendeten 500 Euro, die spontan zum für Online zuständigen Sektionschef im Bundeskanzleramt, Dr. Manfred Matzka, verdoppelt wurden.
Mit dieser Geste der Solidarität ging der Festakt zu Ende. Der Dr. Karl Renner Publizistikpreis 2014 wird im Frühjahr 2014 ausgeschrieben und im Dezember 2014 wieder im Wiener Rathaus verliehen werden.
Die Verleihung des Dr. Karl Renner Publizistikpreises im Wiener Rathaus: Preisträger, Nominierte, Laudatoren und ÖJC-Vorstand.