“TV versus Print” – unter diesem brisanten Motto stellten die Medien- und Vermarktungsprofis Gerhard Riedler und Walter Zinggl auf Einladung von Karin Strahner die Branche auf den Prüfstand. »OBSERVER«-Geschäftsführer Florian Laszlo moderierte die Diskussion, die im Rahmen der Business-Networking-Reihe K.S. Circle stattfand.
Die gedruckte Zeitung ist schon so gut wie tot und klassisches Fernsehen wird bald vom Internet abgelöst. Düsteren Prognosen wie diesen sowie den Eigenheiten der Medienbranche widmete sich der jüngste K.S. Circle von Karin Strahner im Wiener Restaurant Schubert. Gerhard Riedler, Geschäftsführer der Mediaprint („Kronen Zeitung“ und „Kurier“) und Walter Zinggl, Geschäftsführer von IP Österreich (RTL, Super RTL, RTL II und VOX) sind – salopp ausgedrückt – alte Hasen der österreichischen Medienszene und weisen in ihrer Laufbahn einige Berührungspunkte auf. Mit akribischen Marktkenntnissen gaben die Medienprofis dem Publikum einen Überblick über die Entwicklung des Fernsehens und des Zeitungswesens in Österreich – mit brisanten Fakten, scharfsinnigen Analysen und der einen oder anderen zynischen Pointe.
Tageszeitungen bestünden aus „abgeholztem Regenwald, befleckt mit Druckerschwärze“, wie es Walter Zinggl zugespitzt formulierte. Trotzdem seien Zeitungen noch immer die dominanten Werbeträger in Österreich, da nicht zuletzt durch den ORF bedingt Fernsehen lange Zeit als Werbemedium nicht vorhanden gewesen sei. Die Debatte um die Finanzierung und den heiß umstrittenen Werbemarkt – dabei auch die Rolle der öffentlichen Hand – dominierte die Diskussion. „Medien finanzieren sich durch Werbung“ – so die vermeintlich banale Einsicht, auf die sich beide Diskutanten einigten, wenn auch Riedler etwa auf den starken Abo-Stamm der „Kronen Zeitung“ verwies.
Beim K.S. Circe von Karin Strahner „on stage: Florian Laszlo (»OBSERVER«), Gerhard Riedler (Mediaprint), Gastgeberin Karin Strahner und Walter Zinggl (IP Österreich).
„Das Mediengeschäft war lange Zeit einfacher als es heute ist“, brachte Zinggl die Stimmung auf den Punkt. Der Anzeigenmarkt habe sich durch das Internet grundlegend verändert, digitale Medien sind noch immer unterschätzt, viele Verlage reagierten zu spät, die Nutzer distanzieren sich zusehends von klassischen Medien – um nur einige Befunde der Diskussion festzuhalten. Bei aller Schwarzmalerei blicken Riedler und Zinggl mit Optimismus in die Zukunft und haben konkrete Vorstellungen, was die Anforderung an die Medienwelt von morgen sind. „Wir müssen Online echte Mehrwerte bieten, die Print einfach nicht hat. Wir werden in Zukunft mehr Leser bei der Marke haben, obwohl wir weniger Zeitungen drucken werden“, zeigt sich Gerhard Riedler zuversichtlich. „Wir beim Fernsehen tun uns mit der Digitalisierung von Inhalten leichter. Die Herausforderungen sind die Vermarktung und den Erhalt der Hoheit über den Content gegenüber Facebook, Google und Konsorten“, betont Walter Zinggl.
Dass sich eine solche Diskussion bis in die späten Nachtstunden fortsetzen ließe, war sich Moderator Florian Laszlo sicher, übergab dann die Bühne aber doch dem Schubert-Team. So klang der Abend beim exquisiten Gansl-Essen und gemütlichem Gedankenaustausch aus.