Die Fachgruppe Werbung Wien lud zu einer Podiumsdiskussion rund um das Thema Social Media und PR.
Die Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation Wien lud Anfang November zu einer Podiumsdiskussion rund um das Thema Social Media und PR in den Media-Tower. »OBSERVER«-Geschäftsführer und Fachgruppen-Ausschussmitglied Florian Laszlo thematisierte in seiner Keynote die Möglichkeiten von Social Media für Unternehmen und erläuterte, wie Unternehmenswerte in Online-Kennzahlen übersetzt werden können. Aktuelle Shitstorms waren Anlass für regen Austausch am hochkarätig besetzten Podium und dienten als Beispiel dafür, wie feinfühlig und schnelllebig die Social Media Welt agiert. Fazit: Das Management der öffentlichen Meinung über Unternehmen bzw. Personen steht aktuell nur schwach im Fokus des Top-Managements heimischer Unternehmen. Aktionismus im Krisenfall bzw. „Wegschauen und Hoffen“ bestimmen den Alltag.
Die früheren Konsumenten sind die Produktentwickler, Beeinflusser und Meinungsmacher von heute. Dabei gilt der Satz „Nichts ist älter als die Zeitung von gestern“ schon lange nicht mehr. Ob und vor allem wie die öffentliche Meinung über Unternehmen im Netz gesteuert werden kann, war Thema der gestrigen Diskussion im Media-Tower. Birgit Kraft-Kinz, Obfrau der Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation, ging in ihrem Intro auf die unheimliche Dynamik des Social Webs ein: „Die Social Media Welt hat die Kommunikation von Unternehmen emotionaler, persönlicher, authentischer und vor allem schneller gemacht. Die große Gefahr? Nirgendwo bilden sich Krisen und Shitstorms so rasant wie im Social Web. Und trotzdem ist es eine riesengroße Business-Chancen: Es gibt keinen Ort, wo man seinen Kunden so nah sein und Zielgruppen so individuell erreichen kann.“
„Lang lebe König Content und ohne Moos nix los“
Monitoring Experte und Fachgruppen-Ausschussmitglied Florian Laszlo erwähnte in seiner Keynote, dass Social Media Kanäle, wie YouTube oder Facebook schon von drei Millionen der Österreicher genutzt werden. Er gab allerdings gleichzeitig zu bedenken, dass diese Plattformen auswechselbar sind, da sich Facebook und Co relativ rasch abnützen und neue Netzwerke entstehen werden. Getreu dem Motto „Content is King“ trennen nach wie vor die Inhalte die Spreu vom Weizen. Auch das nötig Kleingeld sollte für einen erfolgreichen Social Web-Auftritt nicht fehlen: „Möchte man beispielsweise als Unternehmen auf Facebook nachhaltigen Marketing-Erfolg haben, muss man Geld investieren und die richtigen Produkte kaufen. Gleichzeitig sollte man sich auf die Werte konzentrieren, auf die man als Unternehmen setzt“, so Laszlo.
Dass Social Media Wirtschaft und Gesellschaft nachhaltig verändert hat, darüber waren sich alle Teilnehmer der anschließenden Podiumsdiskussion, die von Karin Bauer („Der Standard“) geleitet wurde, einig. Andreas Habicher (Channel Guru der Agentur Point of Origin), Birgit Kraft-Kinz (Obfrau Fachgruppe Werbung und Geschäftsführerin KRAFTKINZ), Gabriele Brandner (Managing Director match PR), Monika Thomasberger (Corporate Communications & Social Media Management T-Systems) und Roland Trnik (Creative Director Spinnwerk) diskutierten über die Auswirkungen und Herausforderungen für die PR-Branche.
Digitaler Wandel und Candystorms
„Top-Manager sollten mit der eigenen Marke verbunden sein, denn das schafft Vertrauenskapital. Leider zeigt sich anhand von Studien, dass dieser Trend in den vergangenen Jahren eher rückläufig ist“, meint Birgit Kraft-Kinz zu Beginn der Diskussion. Monika Thomasberger ergänzt, dass das Geschichtenerzählen, eines der Erfolgsrezepte im B2B-Bereich ist. „Erfolgsstories können anhand diverser Kanäle im Netz verteilt werden“, so Thomasbergers Plädoyer für guten Content anstatt großer Kampagnen. „Im Netz hat man die Möglichkeiten, viele Dinge auszuprobieren. Klicks und Likes machen den Erfolg oder Misserfolg sofort erkennbar“, hält die Social Media Expertin fest. Für Roland Trnik ist ein klarer Trend erkennbar: „Große Geldmengen im Werbebereich werden umgeschichtet und wandern immer mehr in den Social Media Bereich ab. Hier ist derzeit eine große Dynamik bemerkbar, da sich Online-Aktivitäten hervorragend messen lassen“, sagt Trnik über den Wandel in der Kommunikationsbranche. Hinsichtlich der Shitstorm Prävention rät der Profi zu klaren Grenzen im Management der Online-Community und spricht sich für transparente Kommunikation und rasche Reaktionszeit auf Postings von Rezipienten bzw. Kunden aus. Er weist darauf hin, dass nicht nur Shitstorms sondern auch Candystorms – Wellen von Zuspruch in sozialen Medien – entstehen können.
Gabriele Brandner merkte an, dass es die falsche Herangehensweise ist, lediglich einen Facebook- oder Twitter-Account einzurichten. Der richtige Weg geht von einer Strategie aus und beginnt mit dem Bewusstsein, dass Online-Aktivitäten starke Auswirkungen auf die Reputation haben können – sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Diese Aussage unterstützte auch Andreas Habicher: „Es gibt keinen Erfolg ohne Zielkriterien oder einem konkreten Plan“. Sind diese Dinge umgesetzt, rät Habicher zu Ausdauer und Beständigkeit, denn „Print ist Sprint und Online ist Dauerlauf“. Am Ende der Diskussionsrunde resümierte Birgit Kraft-Kinz: „Schnelligkeit, Dynamik und ein enormes Kommunikationstempo prägen unsere heutige Kommunikation. Dass relevanter Content und fundierte Inhalte aber dennoch die meiste Aufmerksamkeit generieren, kann man nicht bestreiten“.
Diskutierten auf Einladung der Fachgruppe Werbung Wien über Social Media und PR: Roland Trnik (Creative Director SPiNNWERK), Monika Thomasberger (Corporate Communications & Social Media Management T-Systems & Fachgruppen-Ausschussmitglied), Birgit Kraft-Kinz (Obfrau Fachgruppe Werbung und Marktkommunikation & Geschäftsführerin KRAFTKINZ), Florian Laszlo (Geschäftsführer »OBSERVER« und Fachgruppen-Ausschussmitglied), Andreas Habicher (Channel Guru Agentur Point of Origin) und Gabriele Brandner (Managing Director match PR).