Der Kurznachrichtendienst sucht noch nach dem Geschäftsmodell. Die Nutzerzahlen im wichtigsten Werbemarkt USA stagnieren, während die Nutzer immer mehr aus dem Rest der Welt kommen. Besteht die Gefahr, dass Twitter seine Pforten schließt oder – noch schlimmer – bedeutungslos wird, bevor die Kommunikationsbranche überhaupt auf den Zug aufgesprungen ist?
Dieser spannenden Frage hat sich auch das US-Magazin Fortune gewidmet, das über die Trouble@Twitter berichtet und meint, dass sie vielleicht #gettheiracttogether.
Die Story in der aktuellen Ausgabe bietet einige interessante Zahlen und Daten über Twitter sowie einen kurzen Überblick über die Entwicklung der Plattform, die von sich selbst sagt, kein Social Network zu sein. Es ist allerdings auch nicht ganz klar, was Twitter wirklich ist, ein Medium, eine Plattform, ein Medienkanal? Jedenfalls wurde kaum ein Phänomen des Social Web so stark in den Nutzungen, Funktionen und Begriffen von den Nutzern selbst gestaltet. Hashtags (die #-Zeichen, die Sammelbegriffen einen gewisse Eindeutigkeit für die Suche geben, zum Beispiel #mt11 für die Medientage oder #seufz für entsprechende Meldungen) oder Retweets (Wiederversand des Tweets eines anderen Users) wurden nicht von Twitter erschaffen, sondern von Usern entwickelt.
Die User waren in der ersten Zeit technikaffine Profis, die sich über entsprechende Themen austauschten und Twitter ist immer noch eine reiche Quelle der neuesten Technik-Trends, aber mittlerweile gilt das auch für viele andere professionelle Bereiche, wie auch Alltäglichkeiten und Breaking News.
Nur 25 Prozent der User sind für mehr als 90 Prozent der Tweets verantwortlich. Unter diesen sind klassische Medien, wie CNN oder Der Standard, und Blogs, wie HuffPo, wo gar nicht Menschen tweeten. Den Untersuchungen über das Kommunikationsverhalten entziehen sich immer mehr User, da mobile Geräte und Apps (Tweetdeck, Echofon oder Twitterrific), die nicht von Twitter selbst stammen, einen immer größeren Anteil am Verkehr haben.
Die fortschreitende Internationalisierung von Twitter mit schon 70 % der Accounts von außerhalb der USA, mag für die Vermarktung Nachteile haben, bietet aber der Kommunikation erstaunliche Möglichkeiten. Die meisten anderen sozialen Netzwerke haben regionale Schwerpunkte und es fehlt der globale Führer. Auch wenn Facebook sehr nah dran ist, gibt es in einigen großen Ländern größere Netzwerke (etwa Brasilien und China).
Diie Kommunikationsbranche in Österreich, und aufgrund der textbasierenden Logik wohl die PR-Treibenden, haben Twitter noch nicht wirklich in ihr Medienpanel aufgenommen. Auch beim Hineinschnuppern ohne eigene Aktivität, sind die heimischen PR-Profis noch zurückhaltend, was eigentlich unverständlich ist. Kaum ein Werkzeug des Internet ist so PR-affin, wie Twitter. Es geht um kluges Formulieren auf wenig Platz (140 Zeichen). Man kann Verweise auf Websiten (mit Photos, Pressetexten oder besser noch Fachartikeln) integrieren. Man kann seine eigene Marke als Agentur/Berater sehr effizient darstellen und gleichzeitig für Kunden etwas Gutes tun.
Vor der ausufernden Beobachtung der Aktivität der eigenen Kunden muss man auch keine Sorge haben, ist Twitter doch selbstverständlicher Bestandteil des Observer-Medienpanels und kommt auch ohne eigene Arbeit als Clipping zu Kunden.