„In der Chemie ist eine Krise eine Phase größter energetischer Dichte, aus der etwas ganz Neues, Wunderbares entstehen kann.“ Dieses Zitat stammt sinngemäß von Renée Schroeder, einer der größten Biochemikerinnen dieses Landes. „In dem Zitat wird klar, dass eine Krise positive Seiten haben kann, mitunter sogar etwas Wünschenswertes ist – auch wenn einem manchmal der Blick dafür fehlt, wenn man mitten im Auge des Orkans steht“, meinte PRVA-Präsidentin Susanne Senft in ihrer Eröffnungsrede beim Österreichischen Kommunikationstag in Wien. Dem PRVA ist es heuer gemeinsam mit der Quadriga Hochschule Berlin erstmalig gelungen, 420 PR-Experten zu einem Österreichischen Kommunikationstag zu locken. Kommunikation in Ausnahmensituationen – das Generalmotto lautete „Krise & Change“ – scheint also ein wichtiges Thema zu sein.
Wie man in der Downing Street 10 kommuniziert
Im Rahmen des 4. Österreichischen Kommunikationstags boten sich zahlreiche Möglichkeiten, über den Tellerrand zu blicken, sich mit Kollegen auszutauschen oder auch, sich mit Lösungsoptionen auseinander zu setzen. Renommierte Speaker quer durch Branchen und Unternehmen auf nationaler und internationaler Ebene machten diese Fachveranstaltung noch gehaltvoller. Eingeleitet wurde der 4. Österreichische Kommunikationstag mit einem Highlight. Keynote-Speaker David Tomchak, Head of Digital Communications at Downing Street 10 gab Einblicke in die Social Media-Aktivitäten der britischen Regierung. Hoch interessant und spannend war seine Darstellung in Zeiten von Panama-Papers und Brexit. Sein Credo: Eine Strategie, eine Botschaft, ein Plan und ein Kommunikationsservice.
David Tomchak, Head of Digital Communications at Downing Street 10, gab in seiner Keynote Einblicke in die Social Media-Aktivitäten der britischen Regierung – hier mit PRVA-Präsidentin und Gastgeberin Susanne Senft.
Ein Tag, 16 Panels
In 16 Panels wurden beim 4. Österreichischen Kommunikationstag Best Cases sowie Vorträge und Diskussionen geboten. Wie zum Beispiel die ÖBB, bei der „Menschlichkeit Bahn fährt“ über das Management der Flüchtlingsströme im Jahr 2015 mit dem Ziel den Reiseverkehr aufrechtzuerhalten und alle Bahngäste, ob Flüchtling oder regulärer Kunde gut zu informieren und servicieren. Bei der Deutschen Bahn will der „Spagat zwischen Adrenalin-Kick und Routine“ gelingen. Bei Fehlern von Mitarbeitern werde offenbar, wie in einem Unternehmen mit dem Thema Fehlerkultur umgegangen wird. Beim WWF Deutschland gilt das Motto: „Content ist King. Format is Palace“, wenn es darum geht, YouTube, „den anstrengenderen Social-Media-Kanal“ in der PR-Arbeit zu nutzen. Sehr viele junge Menschen können damit erreicht werden, vor allem, wenn man sich wie ein Youtuber verhält und nicht wie ein großes Unternehmen. Auch bei aufsehen.at stand im Fokus wie aus niederschwelliger Teilnahme im Netz (Online-Aktivismus) Partizipation im „real-life“ entsteht. Noch andere Themenschwerpunkte: „Kundisch für Fortgeschrittene – Kundenkommunikation 4.0“, „Rechtlich richtig handeln in der Krise“, „Den Change kommunizieren“ oder „The art of Now – acht Thesen zum Change in der Kommunikation“, ein paar exemplarische Panelthemen.
So viel Publikum gab’s beim Kommunikationstag des PRVA bisher noch nie: 420 Fachbesucher bescherten dem PRVA ein volles Haus.
„Das größte Problem sind die Dinosaurier!“
Der zweite Keynote-Speaker Bernhard Kerres näherte sich dem Thema Krise und Wandel von der künstlerischen Seite. Seit 2013 leitet er sein Startup Hello Stage, eine Plattform für klassische Musik. In seiner Keynote sprach Kerres von Wandel, der nicht nur Systeme in Frage stellt, sondern auch die darin handelnden Personen. Das gilt für die Politik genauso wie für die Musikbranche. Denn das größte Problem sind seiner Meinung nach die Dinosaurier: Es gibt zu viele Menschen, die krampfhaft versuchen, den Status quo zu halten. „Von Krisen reden, ist einfacher als die Veränderung voranzutreiben“, sagt Bernhard Kerres. Sein Tipp an die PR-Experten: „Sich nicht zum Verwalter von Krisen machen lassen, sondern zum Motivator in Richtung Wandel.“
Hielt die zweite Keynote des 4. Österreichischen Kommunikationstages in Wien: Bernhard Kerres, Gründer des Startups Hello Stage, einer Plattform für klassische Musik.