Medienmensch – Journalist – Unternehmer – Fechter.Ohne Vorwarnung wurde Dr. Laszlo von einem Blutgerinsel, das einen Herzinfarkt auslöste, mitten aus dem Leben gerissen. Er hinterlässt in seinen zahlreichen Funktionen als Präsident, Vorstandsmitglied und Unternehmer eine große Lücke. In der Glücksforschung, die ihn zuletzt am meisten beschäftigte, zudem viel Arbeit in der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieses so erstrebenswerten Zustandes.
Seinen Nachruf zu schreiben, ist besonders schwierig, als Dr. Laszlo so zahlreiche Funktionen und Tätigkeiten ausführte, das die meisten Menschen ihn nur in einem Teilbereich seines Schaffens kannten. Ein Auspruch der zu früh verstorbenen Dr. Dorothea Menedetter, Gründerin von Menedetter PR (www.menedetter-pr.at), „Was, der Laszlo sind Sie auch!?“ charaktersiert ihn wohl am besten und erfüllte ihn mit Stolz.
Zeit seines Lebens war er Journalist und behielt auch sein journalistisches Gespür, als er ins Fach der Öffentlichkeitsarbeit wechselte. Eine Tätigkeit, die ihn mit dem Observer zusammenbrachte, den er viele Jahre lang erfolgreich führte und weiterentwickelte. Genau die Einnahme der Kundensicht brachten zahlreiche Innovationen in die Medienbeobachtung, die in vielen anderen Ländern nachgeahmt wurden.
Sein reger Geist und das Denken außerhalb der eingetretenen Pfade sorgte immer für innovative Ideen, (bewunderndes) Kopfschütteln und späte Einsicht ob der Richtigkeit der Überlegungen, die erst die Zeit bewies.
Online-Kondolenzbuch auf observer.at/drlaszlo
Viele Bälle in der Luft
Mein Vater hatte Zeit seines Lebens immer viele Bälle in der Luft. Sein reger und vor Ideen sprühender Geist gab sich mit nur einer Sache nie zufrieden. Was für manche nach konstanter Überforderung klingt, dient auch der Risikominimierung. Irgendein Ball ist immer gerade oben, und manche Bälle fallen eben zu Boden oder zerplatzen. Kein Problem, wenn es noch genügend andere gibt. Deshalb ist es auch nicht leicht, meinen Vater in seiner Gesamtheit zu erfassen. Er hat so zahlreiche Facetten und Interessen und Kreise, in denen er sich bewegt. So verleitete er die leider schon verstorbene PR-Agentur-Inhaberin Dorothea Menedetter zum Ausruf: „Was, der Laszlo sind Sie auch?“, als sie ihn als Fechtmeister ihres Sohnes im Theresianum antraf.
Nach einem langen Arbeitstag, gab es auch zu Hause am Bauernmarkt noch viel zu besprechen. Am Küchentisch waren die Welt- und Wirtschaftspolitik oft diskutierte Themen und schärften den Blick der Kinder für die großen Zusammenhänge und die Hintergründe der Geschehnisse. Der so allwissende Vater wurde bewundert und gefordert. In langen Diskussionen schärfte er die Sinne, mehrte er das Wissen der Kinder, die auf der Suche nach den kleinen Siegen waren. Außer seiner Familie hat er auch immer anderen geholfen. Viele Menschen hat er in schwierigen Situationen moralisch und finanziell unterstützt. Wer keine Chance mehr hatte, hat noch eine von ihm bekommen – Hilfe, sich selbst zu helfen. Manchmal wurde er ausgenutzt, doch die Menschen, denen er zum Erfolg verholfen hat, wogen alles auf. Loyalität war für ihn ein hohes Gut.
Drei zentrale Themen durchziehen sein Leben. Das erste ist Sprache, das zweite ist das Fechten und das dritte die Glücksforschung. Über allem steht die Familie, die er als zentralen Hort des Glücks und als Kraftquelle ansieht. Das Ziel des starken Zusammenhaltes des Clans und der Schaffung von bleibenden Werten – materiell wie immateriell – hat er nie aus den Augen verloren.
Die Sprache
Perfekte Beherrschung von Sprache und deren präzise Anwendung bilden einen Grundstein für seinen Erfolg. Die humanistische Schulbildung im Schottengymnasium und das Jus-Studium prägen sein präzises Verständnis von Sprache, deren Herkunft und Bedeutung. So ist auch die Semantik eines seiner vielen Steckenpferde. Gerne spricht er von semantischen Gespenstern, die er oft in der politischen Kommunikation entdeckt. Er beschränkte sich bei Weitem nicht auf die deutsche Sprache. Bis zuletzt konnte er die ersten Verse der Ilias auf Altgriechisch aufsagen. Seinem Schwiegervater, ebenso humanistisch gebildeter Jurist, konnte er fließend auf Latein antworten. Als er versuchte von einer ihn völlig faszinierenden Zugsbekanntschaft Französisch zu lernen, landete er, wie er immer scherzte, stattdessen im Hafen der Ehe. Seine Fähigkeit, Englisch simultan zu übersetzen, rettete Kongresse. und er bereiste kaum ein Land der Welt ohne einen Grundwortschatz im Gepäck. Dank seiner Merkfähigkeit behielt er diesen auch über die Jahre, genauso wie die Kenntnis arabischer und cyrillischer Schriftzeichen.
Schreiben war seine Form des Ausdrucks. Trotzdem war er ein guter Redner und Vortragender. Er hatte immer Kugelschreiber und Papier dabei und seine Mini-PCs und Smartphones, auf denen er auch im Zehn-Finger-System kunstvoll lange Berichte von Pressekonferenzen schrieb. Sogar auf dem Nachttisch lag ein Block, um die nächtlichen Geistesblitze zu sichern und schlaflose Nächte zu nutzen. Dr. Laszlo war immer tätig. Wenn er nicht schrieb, dann las er oder sprach, oder dachte nach. Aus der Masse der konsumierten Medien informierte er sein Umfeld über interessante Artikel und verband die gewonnen Informationen auf so ungewöhnliche Weise zu neuen Erkenntnissen, dass die Zuhörer ihm erst gedanklich folgen mussten.
Er studierte Jus in Mindestzeit und nachdem er nicht Anwalt werden wollte, verdiente er seine ersten Sporen als Büromaschinen-Verkäufer für Olivetti. Schon bald zeigte sich seine journalistische Ader und er wurde Bürofachjournalist und später IT-Journalist. Er ist der „Erfinder“ der APA Journale und „Miterfinder“ der Büro- und Computerfachmesse ifabo. Außerdem gründete er in den 80er-Jahren den bis heute bestehenden Wiener Journalistenclub und ist Vizepräsident des Österreichischen Journalisten Club.
Sein beruflicher Werdegang führte ihn auch in die Büroorganisation (Consulting auch vor Erfindung dieses Wortes) und die PR mit dem Pressedienst Dr. Laszlo. Als Kunde lernte er den Medienbeobachter Observer GmbH kennen und deren Eigentümer-Paar. So wurde er zuerst Geschäftsführer und übernahm dann das Unternehmen. Seine breiten Erfahrungen und die hohe Intelligenz des Mensa-Mitgliedes Dr. Laszlo ließen ihn wesentliche Entwicklungen einführen. So stellte der Observer 1985 als erster Medienbeobachter weltweit von gefalteten Originalausschnitten auf Photomontage im Kopierverfahren um. Auch die Bedeutung des Urheberrechts für die Branche erkannte er 25 Jahre früher und wurde dank seiner Ausbildung zu einem geachteten Mitglied des Kreises der Urheberrechts-Spezialisten Österreichs.
Den Pressedienst veräußerte er aus Konkurrenzgründen, doch mit dem Börsen-Kurier war 1985 das nächste große Projekt da. Während er als angestellter Chefredakteur noch in Ungnade fiel, wurde ihm das Medium zum Kauf angetragen. Er konnte – mit dem Placet seiner Ehefrau – nicht widerstehen und schrieb die Wochenzeitung zeitweise im Alleingang und erwarb sich einen Ruf als Finanzjournalist und gründete den Interessenverband für Anleger – IVA. Eine Blütezeit sah der Börsen-Kurier auch unter der früh verstorbenen Tochter Angela Ginthör als Chefredakteurin. Sie brach für ihre Zahlen-Leidenschaft das Medizinstudium ab. Ihre Schwester Claudia beendete ihres und ist als Ärztin tätig. Bis heute widersteht der Börsen-Kurier als Fachmedium den wechselnden Zeiten. Bis zum Auskauf der Süddeutschen Zeitung aus dem Standard durch die Familie Bronner war der Börsen-Kurier das einzige österreichische Medium, das aus deutschem Besitz (Verlag Hoppenstedt) nach Österreich zurückkehrte. Weitere Parallelen der beiden Medienmacher Bronner und Laszlo waren die bedeutenden Väter und das gleiche Geburtsdatum der beiden Söhne Alexander Aco Mitteräcker und Florian, die auch gemeinsam die Schulbank drückten. Auch der Observer entwickelte sich weiter und ging schon Anfang der 90er Jahre in eine regionale Expansion gen Osten, die die Übernahme des führenden ungarischen Medienbeobachters und zehn Jahre später die Erweiterung um Slowenien für den Balkan. Er hat den Observer zu einem international tätigen Vollsortimenter in der Medienbeobachtung gemacht.
Das Fechten
Unser Vater ist ein richtiges Fechterkind. Sein Vater war zwischen Vorarlberg und Wien als Fechtmeister tätig und 1936 Österreichischer Delegationsleiter bei den Olympischen Spielen Berlin. Er gründete 1930 den Fechtklub Balmung, wo er als strenger, aber allseits geachteter und beliebter Trainer tätig war. Dort lernte er auch Herberts und Christas Mutter kennen. Das Fechten hatte eine hohe Bedeutung für den Vater und das übertrug sich auch auf Herbert, der zwar relativ spät mit dem Training begann, aber trotzdem zu einem geachteten Fechter in Österreich aufstieg. Familie und Beruf hatten dann größere Bedeutung, dennoch legte er seinen Kindern den Degen in die Wiege. Mit Florian begann er in den 80ern einen bis heute bestehenden Kinderkurs aufzubauen, den er selbst leitete. Die Gruppe der Fechter bildete für viele Jahre das Rückgrat des Fechtklub Balmung, der zum erfolgreichsten Jugendklub mit zahllosen Meistertiteln wurde. Tochter Angela lernte zu seiner großen Freude als Erwachsene Fechten. Tochter Sonia, erfolgreiche Fechterin von Kindesbeinen an, führt die Tradition des szenischen Fechtens des Vaters und Großvaters weiter. Besonders stolz machte ihn ihre Choreographie am Burgtheater. Auch als Präsident zog er sich nie ganz vom aktiven Training zurück und holte zu den einheimischen Trainern noch internationale, wie René Helfer, Jósef Sákovics und Evgeny Pikman hinzu. Er unterstützte den Fechtsport auch als Funktionär in Verein, Landesverband und österreichischem Fechtverband. Die Lehre war ihm ein großes Anliegen und so unterstützte er den langjährigen Präsidenten der Akademie der Fechtkunst, Dr. Albert Martincic tatkräftig und folgte ihm als Präsident nach. Ein Amt, das ihm besonders am Herzen lag, auch weil es schon sein Vater bekleidet hatte. Durch seine Sprachenkenntnis intensivierte er auch die internationalen Verbindungen der Fechtmeister, die sich alle vier Jahre zu Weltmeisterschaften treffen und war in der Internationalen Akademie als Kassier tätig. Für das Fechten opferte er einen großen Teil seiner Zeit, erhielt aber Anerkennung und Wertschätzung zurück. Er wurde so für viele junge Menschen zu einem Vorbild und väterlichen Freund und konnte sich an ihren Fortschritten erfreuen.
Die Glücksforschung
Seit dem Philosophie-Unterricht in der 7. Klasse des Schottengymnasiums beschäftigte ihn das Glücksein. Glück im Sinne von Glückseligkeit – eine Unterscheidung, die im Englischen wesentlich klarer ist. „Happy“ wird nicht leicht mit „lucky“ verwechselt, im Deutschen passiert dies wesentlich leichter. Gegen Ende seines aktiven Berufslebens konnte er nun endlich die Zeit aufbringen auf die seit langer Zeit bestehenden Fragen Antworten zu suchen. Die Suche war jedoch nicht eine nach dem eigenen Glück, sondern die Suche nach einem geisteswissenschaftlichen Ansatzes, der auch naturwissenschaftlichen Ansprüchen genügt. Für die professionelle wissenschaftliche Befassung mit dem Glück rief er das Institut für europäische Glücksforschung IFEG mit zahlreichen Mitstreitern wie Dr. Hannes Bauer ins Leben. Das IFEG wird seine Forschungen weiterverfolgen und die Ideen der wissenschaftlichen Befassung mit dem Zustand der Optimalbelastung weiter vorantreiben. Die Theorie der Optimalbelastung hat auch Wurzeln in einem anderen Teil von Dr. Laszlos Leben – dem Sport Fechten. Als Sportler und Trainer beschäftigte er sich mit dem optimalen Verhältnis von Belastung und Erholung. Die aktive Gestaltung der beiden Bereiche des Trainings und die daraus folgenden individualisierten Trainingspläne zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen einzelnen Sportlern. Was für Sportler gilt, kann auch für alle Menschen gelten und was im Bereich körperlicher und geistiger Höchstleistungen gilt, kann auch auf die alltäglichen Herausforderungen des Lebens umgelegt werden. Die Theorie der Optimalbelastung – optimal challenge – geht davon aus, dass es für jeden Menschen eine optimale Belastung gibt, die zu Glück führt. Angesichts allgemein üblicher Hobbies, wie Fischen, Laufen oder Paragleiten zeigt sich klar, dass unterschiedliche Menschen auf die gleiche Belastung ganz unterschiedlich reagieren. Was beim einen zu Glücksgefühlen führt, sorgt bei einem anderen zu Über- oder Unterbelastung und damit Unglücksgefühlen.
Glück und Optimalbelastung nach Dr. Laszlo:
Glück ist ein Gemütszustand, bei dessen Auftreten oder der Erinnerung daran, man sich wünscht, dass er andauert oder wiederkehrt.
Durch optimale Belastung kann man den Zustand gezielt herbeiführen. Die Herbeiführung der optimalen Belastung ist erlernbar. www.optimalchallenge.com
Außerdem
Um seine Freunde regelmäßig zu treffen und anderen Menschen helfen zu können, gründete er den Lions-Club Wien Vindobona und war auch dessen Präsident und Sekretär. Klarerweise hat er die Lions-Zeitung gestaltet. Er verfasste lehrreiche Bücher für seine Kinder und erfand Spiele, die bei Ravensburger und Piatnik verlegt wurden (etwa Der Aktionär). In den 60er-Jahren wurde er auch Mitglied des Reyches Vindobona der Schlaraffia, des Bundes aus Künstlern und Intellektuellen, der 1880 in Prag gegründet wurde. Org der Büromantiker saß mit Freund Hasch den Pinsel Maler Kurt Kramer gemeinsam an der Junkertafel, wurde jedoch später zum Abwesenheitsminister gekürt. Eine Aufgabe, der er jetzt vollständig nachkommt!
Als Wirtschaftskammer-Funktionär vertrat er lange Jahre die Interessen der Unternehmer und seiner Branche, ebenso als Verwaltungsrat im Österreichischen Gewerbeverein.
Ein perfektes Team
Unsere Eltern haben eine wahrlich symbiotische Beziehung geführt und sich in ihren Talenten und Fähigkeiten perfekt ergänzt. Die herausragenden Erfolge meines Vaters und sein breites Schaffen und Wirken, wären ohne seine Frau Christiane nicht möglich gewesen. Es wurde alles gemeinsam geplant, organisiert und durchgeführt. Von Pressereisen und Kunden-Veranstaltungen über Schularbeitsthemen bis hin zu Fechtturnieren und dem Betrieb des Fechtklub Balmung und der Akademie. Von richtungsweisenden Entscheidungen in den Unternehmen über die kultur-intensiven Familienurlaube bis hin zum Kongress des Welt-Medienbeobachter-Verbandes FIBEP in Wien und zum 100jährigen »OBSERVER« Jubiläum in Lech am Arlberg. Wir Kinder wurden immer stärker in das Teamwork eingebunden und lernten so in der Praxis, wie man ein Leben lang harmonisch zusammenleben kann, wie wichtig Auseinandersetzungen und Konfliktbewältigung sind und wie man aus der Kraft der Gemeinschaft heraus Großes schaffen kann. Es wurde viel gelacht und viel gearbeitet, viel erzählt und viel gelernt. Es war die beste Schule des Lebens und er wird uns immer ein schwer erreichbares Vorbild bleiben.