»OBSERVER«

Übergabe von historischen Zeitungen an das Literaturhaus

Der Duft alten Papieres. Es gibt kaum reichhaltigere historische Dokumente als Zeitungen und Zeitungsausschnitte. Die einen geben das ungeordnete Bild von damals wieder, die anderen lassen Zusammenhänge und Entwicklungen durch die Ordnung schnell erkannen.

 

Ausschnitt aus der Titelseite vom Todestag Kronprinz Rudolphs

Die Erkenntnisse aus diesen Dokumenten zu schätzen wissen Dr. Ulrike Diethardt und Geschäftsführer Mag. Robert Huez vom Literaturhaus in Wien. Die Freude war angesichts einer so reichhaltigen Fundstelle mit mehr als tausend thematisch sortierten Clippings sehr groß. Es fanden sich in einer Kiste ausführliche Dokumentationen über berühmte Persönlichkeiten und gekrönte Häupter.

Besonders schön dokumentiert die historische Bedeutung von Clippings die Titelseite des Illustrierten Wiener Extrablattes vom 30. Jänner 1889:
Kronprinz Rudolph an Herzschlag gestorben!
Noch um 1.50 Uhr war es ein Jagdunfall und um 3.00 Uhr dann der Herzschlag als Grund. Ein historischer Beweis dafür, dass die Wahrheit eine Tochter der Zeit ist.

Alte Zeitungen als gute Tropfen

Der aufmerksame Kenner des »OBSERVER« wird feststellen, dass dieser „erst“ 1896 gegründet wurde. Die historischen Clippings aus mehr als 70 Jahren österreichischer Mediengeschichte stammen aus einem Nachlass einer Dame, die ihr Sohn bei deren Aufarbeitung dem »OBSERVER« überließ. Er dachte wohl „Ausschnitt ist Ausschnitt“. Der damalige Geschäftsführer Dr. Herbert Laszlo nahm sich der Kisten an. Eine interne Aufarbeitung fand angesichts dringenderer Aufgaben niemals statt. Nach fast 30 Jahren vorsichtiger Lagerung in diversen Archiven ist nun die Zeit gereift, um den Schatz zu heben. Alte Zeitungen gewinnen ab einem gewissen Alter ebenso schnell Bedeutung, wie guter Wein.

Das Literaturhaus verfügt über eine ausgedehnte Sammlung von „echten“ »OBSERVER« Clippings aus mehr als 100 Jahren, vornehmlich zum Wirken von Schriftstellern. Einerseits wurden diese vomLiteraturhaus selbst in Auftrag gegeben, andererseits wurden diese auch in Nachlässen der Künstler selber dem Literaturhaus zur Aufarbeitung und Archivierung überlassen. Somit finden sich regelmäßig bei Ausstellungen auch die Werke des »OBSERVER« als historische Dokumente.

 

Dr. Ulrike Diethardt, Mag. Florian Laszlo und Mag. Robert Huez bei der Übergabe der Kisten im Foyer des Literaturhauses

Das Literaturhaus

Die 1965 gegründete Dokumentationsstelle für neuere österreichische Literatur ist das größte Informationszentrum zur österreichischen Literatur seit ca 1900. Neben der Bibliothek mit über 62.000 Büchern und der Spezialsammlung zur österreichischen Exilliteratur bietet die Pressedokumentation einen umfassenden Einblick in zahlreiche Aspekte des literarischen Lebens: Artikel über Werk und Leben von Autorinnen und Autoren und literarische ÜbersetzerInnen, über den Literatur- und Kulturbetrieb – von Veranstaltungen bis zur sozialen Lage von Kulturschaffenden – Theater, Kabarett, Film, Verlags- und Zeitschriftenwesen, Literaturkritik, über ein breites Spektrum der Kulturpolitik und der Literaturwissenschaft. Im Lauf der über 40jährigen Geschichte der Dokumentationsstelle wurde die Pressedokumentation immer wieder auch durch private historische Sammlungen von Zeitungsartikeln erweitert.
Die Bibliothek wie die Pressedokumentation (seit 1997 in elektronischer Form) sind frei zugänglich und unentgeltlich benützbar.

Die Dokumentationsstelle ist neben der Interessengemeinschaft Autorinnen Autoren und der Übersetzergemeinschaft eine von drei Institutionen im Literaturhaus. Gemeinsam mit dem Veranstaltungsbereich versteht sich das Haus als ein wesentlicher Ort für die österreichische Gegenwartsliteratur, als Servicestelle und als Forum, als Archiv und als Plattform für die Auseinandersetzung mit zeitgenössischem literarischen Schaffen.

Literaturhaus,
Seidengasse 13, A-1070 Wien, Tel. +43 1 526 20 44 – 0,
www.literaturhaus.at

Öffnungszeiten: Mo, Mi 9-17, Di 9-19, Fr 9-15 Uhr

 

Freude bei der Übergabe mit dem neugewonnen Schatz

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